Text: Alex Schulz, 12. Februar 2021

Jazz und Hip-Hop formen bereits seit vierzig Jahren eine wundervoll harmonische Symbiose. Das eine Genre verhilft dem anderen zu immer neuer Kreativität und umgekehrt. Hip-Hop Beats und Instrumentals werden seit jeher mit Vorliebe von alten Jazzplatten gesampelt. Mehr noch, sie prägten die Golden Era der Neunziger. Auf die Spitze getrieben wurde das Ganze ab 1993 mit Beginn der vierteiligen Jazzmatazz-Serie. Von MC-Legende Guru (Gang Starr) initiiert, wurden Jazz-Künstler, die einen hohen Stellenwert im Sampling genossen, bis 2007 für die Albumserie in sein Studio geladen. Zusammen mit Soul- und Jazz-Stimmen sowie instrumentalen Jams wurde auf Grundlage von Hip-Hop Beats drauflosgespielt. Ein mehr als geglücktes Experiment!

Aktuell feiert der Jazz seine kleine Renaissance. Insbesondere der zeitgenössische UK Jazz ist in aller Munde und auch neue Experimente hinsichtlich der Kompatibilität des alten Genres werden wieder gewagt. Ein Künstler, der weiter Brücken zum Hip-Hop baut, ist der junge Londoner Grime- und Hip-Hop-Produzent Alfa Mist. Am 23. April 2021 erscheint sein dritter Longplayer „Bring Backs“, der nun mit der Single „Run Outs“ angeteasert wurde.

Sein Ansatz unterscheidet sich insofern von Gurus Jazzmatazz, als dass Alfa Mist – inzwischen mehr Jazz-Künstler als Hip-Hopper – von eben jener Perspektive des Jazz, beide Genres zur Symbiose führt. In den Drum-Patterns und dadurch zeitweise jazz-untypisch-präzisen Versatzstücken offenbart sich die Beatmaking Vergangenheit Alfa Mists. Jazz-typisch wirkt die Strukturierung seiner Stücke hingegen zu jeder Zeit zurückhaltend. Alfa Mist selbst sitzt am Piano und wird von seiner Band inklusive E-Gitarre, Bass oder Cello sowie gestopfter Miles-Davis-Trompete unterstützt.

Das neue Album wird neun Songs zu seiner Diskographie beisteuern und wie schon zuvor Gaststimmen beinhalten. In der UK-Szene ist Alfa Mist längst über den Status als Geheimtipp hinausgewachsen und auch hierzulande war er bereits 2019 auf Tour. Wer sich von seinem Talent als Live-Improvisator überzeugen möchte, dem seien die Mahagony-Sessions mit kompletter Band oder die Red Bull Studio Session mit den unglaublichen Yussef Dayes an den Drums ans Herz gelegt. Eine Kooperation mit Tom Misch gab es natürlich auch schon. So gebeutelt die Briten momentan auch sind: ihre Musikszene floriert wie eh und je und verhilft dem ein oder anderen hoffentlich zu etwas Balsam für die Seele.

VÖ: 23. April 2021 via ANTI