Text: Christian Selzer, 17. August 2018

Seit über zwei Jahrzehnten widmen sich Animal Collective schon dem Erforschen fremder Klangwelten. Auf ihrer Reise schufen die schrulligen Psych-Popper einen unverwechselbaren Sound: hypernervöse Pop-Songs, die sich aus hypnotischen Akkorden und verhalltem Gesang herausschälen und zwischen verschiedenen Aggregatszuständen zu oszillieren scheinen. Nur konsequent, dass sich das Kollektiv jetzt ganz verflüssigt: Zum „Internationalen Jahr des Riffs 2018” tauchen Animal Collective ab und widmen der Unterwasserwelt ein ganzes Konzeptalbum. „Tangerine Reef” ist die erste Platte, die ohne Noah Lennox alias Panda Bear entstand, dafür aber in Zusammenarbeit mit dem Künstlerduo Coral Morphologic. Zu deren psychedelischer Videokunst aus den Meerestiefen steuerten Animal Collective den Soundtrack bei.

Passend zu den bunten Korallenriffs und merkwürdigen Meereskreaturen sind die Klänge auf „Tangerine Dream” seltsam schön anmutende Ambient-Flächen, in denen der Hörer vor- und zurückwiegt wie Seegras unter Wasser. Die vertonten Strukturen und Strömungen bleiben im Fluss, sind mehr Zustand als Song und scheinen so organisch gewachsen zu sein wie die symbiotischen Lebensräume unter Wasser. Zur Untermalung der meditativen Tiefsee-Schwenks und schillernden Nahaufnahmen funktioniert das bestens. Als reine Tonspur wird das Plätschern und Tröpfeln auf Dauer aber etwas eintönig. Perkussive Elemente sind Mangelware und die Vocals verhallen auf dem Grund des Marianengrabens. Nach dem etwas uninspirierten „Painting With” von 2016 bleibt Fans von Animal Collective also nur übrig, weiterhin sehnsüchtig auf das nächste „richtige” Album zu warten.

VÖ: 17. August 2018 via Domino Records