Text: Oliver Schröder, 31. August 2018

Anna Calvi ist eine Künstlerin, zu der einem vor allem Attribute einfallen, die mit Kraft und Größe zu tun haben. „Hunter“ ist entsprechend ein Album, das monolithisch über den Dingen schwebt und den Hörer gleich mitnimmt.

Jeder Ton wurde dafür perfekt in Position gerückt. Wer mit David Byrne und Brian Eno zusammengearbeitet hat, überlässt in dieser Hinsicht kaum etwas dem Zufall. „Hunter“ steht dabei für einen Neuanfang. „Ich zog nach Frankreich und kannte niemanden außer meiner Partnerin. Das machte es möglich, mir wirklich neu vorzustellen, wer ich war und meine Identität in Frage zu stellen“, beschreibt Calvi die Ausgangslage, aus der heraus die neuen Stücke entstanden. Nick Launay (u.a. Produzent von Nick Cave), Adrian Utley (Portishead) und Martyn Casey (The Bad Seeds) lieferten ein paar helfende Koordinaten, um den Sound auf der Landkarte zwischen Rock, Pop und Dramatik zu verorten.

Trotz all dieser Alleinstellungsmerkmale hört man sich durch „Hunter“ und glaubt ständig alte Bekannte zwischen Strophe und Refrain zu treffen. Das opernhafte „Swimming Pool“ klingt nach dem Filmscore zu einem Film, den man irgendwann schon einmal gesehen hat. Die ganze Platte wird heimlich von einem zunächst hintergründigen, dann aber ganz deutlich spürbaren Eighties-Popappeal bewohnt, der sofort für ein Vertrautheitsgefühl sorgt. Gefremdelt wird hier an keiner Stelle. Trotz riesenhafter Übergröße ist kein Song so sperrig, dass er nicht unmittelbar den Nerv des Hörers trifft. Mit “Eden” endet das Album standesgemäß mit larger-than-life-Grandesse. Calvi singt vom aufziehenden Sturm bis alles aus allen Wolken fällt. Der Aufprall im Diesseits ist unerwartet schmerzhaft.

15.01.2019 Frankfurt – Batschkapp
16.01.2019 München – Freiheiz
18.01.2019 Berlin – Astra Kulturhaus
19.01.2019 Hamburg – Kampnagel
22.01.2019 Köln – Gloria Theatre

VÖ: 31. August 2018 via Domino Records