“It’s about hopelessness and darkness” beschreibt das Duo die thematische Klammer von „As Days Get Dark“. Dieser Satz könnte im Lexikon auch unter dem Bandnamen stehen – auch was den Abgang vor 15 Jahren angeht: Malcolm Middleton und Aidan Moffat machten uns damals den Abschied so schwer wie möglich: Drei posthum veröffentlichte Kompilationen erschienen dem Hörer wie Gedenktafeln, auf denen die Auflistungen vergangener Heldentaten das Gefühl des Verlusts immer wieder neu entfachten.
Die Soloalben der beiden waren ein Trost, wenn auch einer mit wechselhafter Wirkung. Nachdem Middleton seine Depression einigermaßen in den Griff bekommen und musikalisch ausgebeutet hatte, verstieg er sich in merkwürdige Elektropop-Songs und Instrumentalstücke. Moffat bastelte weiter an seinen Collagen aus Ambientgeräuschen, gesprochener Lyrik und Jazz. Erst übereinandergelegt wird daraus das, was uns bei Arab Strap immer wieder gepackt und bewegt hat: In bestechend einfacher Vielschichtigkeit wird schonungslos über persönliche Schwächen, Liebe, Ängste und Triebe berichtet und durch einen Strudel aus proto-elektronisch angereicherter, düsterer Gitarrenschwermut gezogen.
Und wie wunderbar wolkenverhangen es mit „As Days Get Dark“ weitergeht! Das vorab veröffentlichte „The Turning of Our Bones“ schließt nahtlos an das alte Material an, vervollständigt durch ein quietschendes Saxophon, das durch das Songgerippe hallt. Erst nach drei Minuten – und dadurch umso nachhaltiger – wird der unheilvolle Spannungsaufbau durch den Refrain aufgelöst. „Sleeper“ wiederum enthält eine dieser unwiderstehlichen Middleton-Gitarrenmelodien, die wie ein Traumbild plötzlich auftauchen und auch nach dem Aufwachen nicht mehr verschwinden wollen. Das melancholische Bauchgefühl begleitet einen noch durch den ganzen Tag. Und was ist schon erfüllender, als sich genüsslich im Selbstmitleid zu suhlen, ohne dabei endgültig in den tiefen Schacht der Depression zu fallen? “It’s about hopelessness and darkness”, sagen Aiden und Malcolm. Und fügen augenzwinkernd hinzu: “But in a fun way.”
