Text: Oliver Schröder, 26. Mai 2017

‚Da weitermachen, wo man irgendwann einmal aufgehört hat‘ gehört zu den vielstrapazierten Ausdrücken in diesem Jahrzehnt. ‚An den Vorgänger anschließen‘ und das auch noch ‚nahtlos‘ – zwei weitere Beiträge fürs Phrasenschwein. Ist der Vorgänger-‚Meilenstein‘ (*klimper*) wirklich schon so alt? Und wo warst du 9/12 als „Relationship of Command“ erschien? Damals schien der Wechsel ins neue Millennium das größte Problem zu sein. Die Welt ist mittlerweile eine andere, At The Drive-In sind es nur bedingt.

Es ist quasi unmöglich, dem Nachfolger zum Album seiner Jugend zu begegnen, ohne dass der feste Griff der eigenen Biografie den Blick verzerrt. Entweder muss die Luft raus, die Zeit zu weit vorangeschritten, das Vermächtnis zu vergilbt sein, als dass das Konzept noch trägt. Oder wir halten die frickelige Santa Maria des Alternative Rock in den Händen, die die Lücke von anderthalb Dekaden mit Leichtigkeit und mit einem Ruck schließen wird. Dass aber „in ● ter a ● li ● a“ einfach nur ein ziemlich gutes, spätes Nachfolgealbum mit gewohnt mathematisch vertrackten Rhythmen und einem Energielevel jenseits von Hitze und Glut sein könnte, kommt in dieser Rechnung als mögliches Ergebnis irgendwie gar nicht vor.

So ist das Album ein heimeliger Trip zurück in eine vertraute Zeit, als die Begriffe Punk, Hardcore und Alternative Rock noch ernsthaft Sinn ergaben und die Welt aus ihren Angeln zu heben vermochten. Gleichzeitig fliegen uns Songs wie „Hostage Stamps“ oder „Torrentially Cutshaw“ so effektvoll um die Ohren, dass es keine Rolle spielt, ob vor 17 Jahren an der gleichen Stelle schon mal ein Splitter steckte, der mehr Herzblut fließen ließ.

23/08/2017 München – Zenith

VÖ: 05. Mai 2017 via Rise Records