Text: Stefan Killer, 24. Juni 2022

Wer auf Bass, Synthesizer und reduzierte Melodien steht, ist bei den drei US-Frauen von Automatic immer noch goldrichtig. Schon ihre erste Platte, „Signal“, hat klar gemacht, dass sich Futur und Präteritum wunderbar ergänzen können. Soll heißen: Auch Album Nummer zwei lobt New Wave mit nihilistisch moderner Postpunk-Attitüde aus.

Wie divers das klingt, lässt sich auf „Excess“ schon in der ersten Hälfte abhören. Denn nach der passend betitelten Vorab-Single namens „New Beginning“ als Opener macht der Sprung vom eingängigen „Skyscraper“ in die wabernd kühlen Untiefen von „Realms“ am meisten Spaß, Sonar-Ton inklusive. Der Klang der Platte – ach was! – der Band im Allgemeinen ist geprägt von Bands der 1990er-Jahre, die zu der Zeit eine neue feministische Elektro- und Punk-Manier aus dem musikalischen Erbe der 1970er gebaren.

Perkussive Elemente – seien sie Teil des Drumkits oder der Presets – wie in „Automaton“ schaffen Abwechslung im scheinbar endlosen Tanz beziehungsweise Exzess. Eben dieser soll (bildlich) ein Ende finden, wenn es nach Automatic geht.

Das Wesentliche sticht

Die verklanglichte Konsum- und Kapitalismus-Kritik wirkt stärker denn je. Denn sie klingt weder aufdringlich noch belehrend. Sie ist vielmehr Zeugnis dessen, was auch über laute Minderheiten und digital wütende Fließband-Creators hinaus greifen kann: ein Trio, das lärmgetränkte Effekte ausspart und sich auf das Wesentliche beschränkt.

Bass, Synthesizer und Frauenstimmen sagen den Hörenden mit „Turn Away“ zum Abschluss, dass alles gut würde und Mitmachen eh nichts brächte. Denn die Versprechen (des Marktes?) würden ohnehin stets gebrochen. Wofür also den Status quo hinnehmen?

VÖ: 24. Juni 2022 via Stones Throw Records