Text: Oliver Schröder, 12. August 2022

Bernhard Fleischmanns Musik für sich einzuordnen, war immer schon eine besondere Aufgabe für die Hörer:innen. Seit jeher mischt er Dinge, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen, dann aber doch einen ganz eigenen Sinn ergeben. Und auch ganz eigene Emotionen, denn seine Musik wird von einer organischen Wärme durchzogen, die bei elektronischer Musik nicht immer selbstverständlich ist.

Die Gefühle, die dabei freigesetzt werden, sind dennoch alles andere als eindeutig. Hat man sich gerade in einen melancholischen Loop verliebt, verschwindet es in einer Wolke aus flackernden Beats. Hat man den Verlust gerade frisch verschmerzt, weil es so viele andere Dinge zu entdecken gibt, taucht es stark verändert wieder auf und umarmt einen unerwartet von hinten. Das ist alles schon irgendwie Popmusik, aber sehr ziseliert und geradezu hypersensibel ausgearbeitet. Mikroskopisch kleiner Pop, der von weitem als Stimmung wahrzunehmen ist und nichts mit den grobschlächtigen Song-Ungetümen zu tun hat, die da draußen so über den Äther laufen. Ein Umstand, der auch das Format einschließt, denn Fleischmanns Kompositionen sind selten Songs mit einem Anfang und einem Ende, oder gar Strophen oder Refrains.

Dazu ist insbesondere „Music For Shared Rooms“ als Album nicht so einfach greifbar, handelt es sich doch um eine um einen Sampler, der Stücke zusammenfasst, die seit 2010 für verschiedene Projekte entstanden sind. Die geteilten Räume sind hier Theater und Filmsäle und bei den Kompositionen handelt es sich um Soundtracks, die hier mehr oder weniger willkürlich aneinandergereiht wurden. Auch wenn Fleischmann die Tracks verändert und neu abgemischt hat, ist ihnen eine gewisse Heterogenität anzumerken. Electroclash folgt Frickelpop folgt Klavierminiatur. So abwechslungsreich am Stück wie auf „Music For Shared Rooms“ war der Österreicher noch nie.

21.09.2022 (AT) Graz – PPC
22.09.2022 (AT) Wien – Brut Nordwest
25.09.2022 (AT) Innsbruck – PMK

VÖ: 12. August 2022 via Morr Music