Text: Alex Schulz, 22. Februar 2022

Noch während der zweite Pandemiewinter schier endlos grau und monoton an uns zehrt, zeigen sich langsam, aber sicher, die ersten ernstzunehmenden Sonnenstrahlen des neuen Jahres. Ähnlich erlösend wie deren Wirkung auf Körper und Geist wird für einige die Veröffentlichung des letzten fehlenden Kapitels des neuen Beach House Albums „Once Twice Melody“ sein.

Eine Hinhalte-Taktik kann nämlich nicht nur der hiesige Winter, auch Victoria Legrand und Alex Scally veröffentlichten ihr erstes komplett selbst produziertes Album nun seit November häppchenweise in „Kapiteln“ von vier oder fünf Tracks. Vier solcher Releases sind es an der Zahl – das letzte Kapitel mit den Tracks 14 bis 18 stand noch aus.

Wer nun nicht eh schon seit Beginn am Haken des legendären Dream Pop Duos hing, wird sich angesichts des Release-Zyklus die Frage stellen, ob es sich bei dem knapp eineinhalbstündigen Opus um ein Konzeptalbum mit in sich verwobenen Kapiteln handelt. Aber seien wir ehrlich, ein Album mit dramaturgischer Klimax und Storytelling stünde dem Genre nicht unbedingt gut zu Gesicht. Glücklicherweise nutzt das Duo die sich ergebende Albumstruktur vielmehr, um verschiedene Stimmungen und Soundnuancen ein Stück weit getrennt voneinander abzubilden.

Das erste Kapitel geht unerwarteter Weise direkt nach vorne, indem es mit der Lead-Single „Once Twice Melody“ sowie dem Up-Beat-Track „Superstar“ aufwartet. Zwei waschechte Hits, die sich noch als überaus konzerttauglich erweisen werden! Nach dem basslastigen Auftakt bietet Kapitel zwei sehr viel dreamy Beach House DNA. Die Tracks „ESP“ und „New Romance“ wären hier hervorzuheben.

Das letzte Kapitel beglückt noch einmal mit einer experimentelleren Seite, die Beach House in den letzten vier Jahren seit „7“ herausgearbeitet haben muss. „Finale“ ist ein 80’s Chanson, dessen Synthies generell auch für einen Song der Neuen Deutschen Welle funktioniert hätten. „The Bells“ erinnert unweigerlich an Mazzy Star (falls man bei Institutionen wie Beach House überhaupt noch Vergleiche ziehen darf oder muss). Und mit „Modern Love Stories“ beendet die Band das Album dann auch noch mit akustischer Gitarre.

Halten wir fest: das neue Album und auch die anstehende Tour sollte man sich (erneut) nicht entgehen lassen. Zwei Termine in Deutschland – Köln und Berlin – stehen schon fest. Hin da!

07.06.2022 Köln – Carlswerk Victoria
08.06.2022 Berlin – Columbiahalle

VÖ: 18. Februar 2022 via Bella Union