Text: Felix Mossmeier, 09. Dezember 2020

Malmö. Home of Royal Republic. Ja, auch. Aber 2020 richten sich die Augen von rund 300.000 Einwohner*innen der drittgrößten Stadt Schwedens auf etwas Ruhigeres. Bells Fell Silent heißt Gustav Sigala Haggrens neuestes Projekt. Den Ansatz Bell Fell Silents spiegelt auch sein bisheriges Schaffen in der Band Case Conrad wider. Ruhig, melodisch und auf eine Art und Weise immer wieder dramatisch und pompös, dass man alles nur noch in Zeitlupe vor sich sieht, wenn man mit Kopfhörern im Ohr durch die verschneiten Straßen läuft.

Dass sich Haggren mit seinem langjährigen Freund Niklas Hegfalk zusammengetan hat, sollte als Geschenk betrachtet werden. Auch oder vor allem, weil es sich dabei nur um einen glücklichen Zufall handelt. Nach einer USA-Tour entschlossen sich Case Conrad zu einer Pause. Unfähig, sich von der Musik zu distanzieren, schrieb Haggrens weiter an Songs. Titel, die derart intim waren, dass er eine Veröffentlichung zunächst nicht in Erwägung zog. Nach einigen Konzertanfragen und dem Entschluss, Case Conrad Material nicht in einer One-Man-Show vortragen zu wollen, zogen sich Haggren und eben Hegfalk in eine Hütte im tiefsten Wald Schwedens zurück und komponierten die Tracks, die nun im Album „Bells Fell Silent“ das Licht der Welt erblicken.

In der bereits im August erschienenen zweiten Single-Auskopplung „Big Night Won“ lautet die erste Songzeile: „I have not come to see the end of kindness“. Eine Zeile, die angesichts einer die Welt im Griff habenden Pandemie Black Lives Matter Protesten und noch immer unverändert vielen Menschen, die für den Klimaschutz auf die Straßen gehen, kaum besser in die Zeit passen könnte. In die Zeit 2020. Dabei stammt diese Zeile aus 2015, kurz nach der Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der USA. Eine Zeile, die Haggren zunächst nicht in diese Neue Welt zu passen schien, und nun genau das hoffnungsvolle Bild zeichnet, dass wir alle für 2021 brauchen können.

VÖ: 04. Dezember 2020 via Stargazer Records