Das vor fast genau drei Jahren erschienene erste Album von Big Red Machine, ins Leben gerufen von Justin Vernon und Aaron Dessner im Dunstkreis des People Festivals, war eine große Wundertüte voller Überraschungen und noch mehr Extravaganz. Gut, um auf Entdeckungsreise zu gehen, aber abgesehen von einigen Momenten, die im Gedächtnis haften blieben, nicht unbedingt etwas, das man regelmäßig auf den Plattenteller legen musste.
Mit „How Long Do You Think It’s Gonna Last?“, dem zweiten Gemeinschaftswerk von Vernon, Dessner und diesmal noch mehr prominenten Kolleginnen und Kollegen, verhält es sich nun ganz anders. Ein paar Experimente und natürlich auch ein wenig Autotune — bei Bon Iver ja seit längerer Zeit absolut unvermeidbar — gibt es zwar ebenfalls wieder zu hören, aber bei einem Großteil der 15 Stücke handelt es sich schlicht und ergreifend um Hits, die wahlweise unmittelbar in den Gehörgang oder direkt ans Herz gehen.
Die ersten Vorab-Singles „Latter Days“ (mit der wunderbaren Anaïs Mitchell, die auf dem Album noch ein paar weitere Male glänzt), „Renegade“ (mit Taylor Swift) und „The Ghost of Cincinnati“ (ganz ungewohnt mit Aaron Dessner als Sänger — eine Rolle, die er nun auch in „Magnolia“ und vor allem „Bryce“, einer Liebeserklärung an seinen Zwillingsbruder und The National-Bandkollegen Bryce Dessner, mehr als überzeugend ausfüllt) ließen schon aufhorchen. Später folgte mit „Phoenix“ mit Gastsänger Robin Pecknold von den Fleet Foxes außerdem noch ein weiterer grandioser Song, der es hinbekommt, sich ganz tief vor Bob Dylan & The Band zu verbeugen, ohne dass etwas altbacken oder gar abgekupfert wirkt. Und als ob das alles nicht schon toll genug wäre, steuert Ben Howard zusammen mit This Is The Kit das fast hypnotische „June’s A River“, ein typisches Ben-Howard-Stück, bei und Sharon Van Etten, Lisa Hannigan und Shara Nova von My Brightest Diamond grüßen im berührenden „Hutch“ den viel zu früh verstorbenen Frightened Rabbit-Frontmann und ganz feinen Menschen Scott Hutchison.
Kein Zweifel, das Ziel der Big Red Machine ist es, Freude zu schenken und hervorragende Musik zu produzieren — auf „How Long Do You Think It’s Gonna Last?“ läuft diese Maschine wie geschmiert.
