Text: Esther Sambale, 11. Oktober 2019

Das Ende ist nah. Deins, meins, unseres. Alte weiße Männer wünschen einer jungen Umweltaktivistin den Tod, Unternehmen waschen ihre schmutzigen Geschäfte grün, um noch mehr Profit zu erzielen, alternative Fakten zum Klimawandel haben es in den öffentlichen Diskurs geschafft. Was ist los mit der Welt und den Leuten? Merkt eigentlich irgendjemand noch irgendwas? Eine Frage, der die wunderbar eigenwillige Songwriterin Adrianne Lenker gemeinsam mit ihren Bandkollegen Buck Meek (Gitarre), Max Oleartchik (Bass) und James Krivchenia (Schlagzeug) auf dem neuen Big Thief-Album „Two Hands“ nachgeht, das nur fünf Monate nach ihrer letzten Platte „U.F.O.F.“ erschienen ist.

In einem Interview mit dem Musik-Blog Stereogum sagt Lenker: „I keep trying to break through the numbness that washes over everything, that keeps people from being awake, where you can feel that rush of clarity that you’re part of the earth and that you feel something that’s connected between all of us. (…) und fragt: „How can we reach people?” Vielleicht mit Textzeilen wie „The blood of the man / Who killed my mother with his hands / Is in me, it’s in me in my veins. Please wake up“, die Lenker in „Shoulders“ singt.

Inhaltlich irdischer als auf „U.F.O.F“, musikalisch und stimmlich jedoch nicht minder intensiv und gut, kreist die Brooklyner Band auf „Two Hands“ in zehn live aufgenommenen Songs neben der menschengemachten Zerstörung unseres Planeten auch um Themen wie Waffengewalt („The Toy“) oder Obdachlosigkeit („Forgotten Eyes“). In einer Welt in der nur noch wenige wirklich fühlen, scheint die Big Thief-Sängerin umso mehr mit ihren Emotionen verbunden. In „Not“, einem eindringlichen Rocksong samt wild ausufernder E-Gitarren- und Schlagzeugpassage (ab Minute 3:22), der nach Verzweiflung, Wut und Weltschmerz klingt, kommt einem Lenkers Stimme in ihrer aufgebrachten Dringlichkeit und ungefilterten Verletzlichkeit sehr sehr nah. Einer von vielen Momenten in denen man ganz genau zu fühlen glaubt, was Lenker selbst über ihre Songs sagt: „Musically and lyrically, you can’t break it down much further than this. It’s already bare-bones.“

10.02.2022 München – Muffathalle
13.02.2022 Berlin – Huxleys
16.02.2022 Hamburg – Fabrik
18.02.2022 Köln – Live Music Hall

VÖ: 11. Oktober 2019 via 4AD