Text: Maximilian Heß, 12. März 2021

Die britische Musikerin Billy Nomates hat bereits mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum letztes Jahr zweierlei bewiesen: Sie ist außergewöhnlich talentiert und sie hat Wut im Bauch. Die neue EP “Emergency Telephone” stellt beides nochmals eindrucksvoll unter Beweis. Dabei wird sie mitunter geradezu poppig.

“Emergency Telephone” macht sich das Rezept zu eigen, das auch schon das Debüt “Billy Nomates” zu einem spannenden Album machte. Auf einem treibenden und hart – aber nicht überhart – instrumentierten Beat bewegt sich Nomates’ Stimme. In ihren melodiösen Momenten erinnert sie dabei an Fiona Apple, in den aggressiveren an Fever Ray. Thematisch bewegt sich Nomates auf “Emergency Telephone” in bekannten Gewässern. Mit einer gesunden Grund-Säuerlichkeit kommentiert sie Politisches, Gesellschaftliches und Privates, so wie es ihr ins Auge fällt. Diese doch sehr persönliche Herangehensweise mag manchen Kritikern zu subjektiv für wahre Relevanz sein. Man könnte jedoch auch argumentieren, dass erst Nomates’ Subjektivität ihre Musik authentisch macht.

Auch der Sound des Albums ist selbstbewusst in seiner Eigenart. Auf Songs wie “Heels” erklingen Drums, die ohne den Überbau, sowohl klanglich als auch rhythmisch einem Drum’n’Base Stück gut zu Gesicht stehen würden. Es finden sich Versatzstücke des Post-Punk, die aber nicht konventionell mit Gitarren und Bass besetzt sind, sondern mit Synthesizern, die – oh Schreck! – nicht mal besonders retro klingen. Field recordings, Klingeltöne, Dream-Pop-Keys: Nomates hat sich offensichtlich bei der Inszenierung der EP wenig um Konvention geschert. Und das zahlt sich aus. Wie auch beim Gesang entwickelt diese vom Subjekt aus konzipierte EP-Struktur ihren eigenen, einmaligen Charme. Man hört Nomates gerne zu, wenn sie auf diese Sounds halb erzählerisch und halb mit gerechter Wut im Bauch ihre Themen setzt. Nächstes Mal darf sie das auch gerne wieder auf Albumlänge tun.

VÖ: 05. März 2021 via Invada Records