Text: Nico Beinke, 21. Juli 2020

Anders als bei den allseits beliebten Interpreten der Neoklassik, erklärt sich Bing & Ruths Entwurf ihrer Klangsuiten weniger durch den Drang Kunst zu vermitteln, als Kargheit und Entbehrung als musikalisches Kaleidoskop facettenreich abzubilden. Wie während „Nearer“ an letzter Stelle der Tracklist durch enervierende, den Song gänzlich zerfasernde Pausen, die an John Cage denken lassen. Zuvor führt uns David Moore durch sechs, von der Farfisa Orgel dominierte, Landschaften, die weder atonal, noch melodiös anmuten, aber trotzdem eine distanzierte Wärme andeuten, die unerreichbar weit weg scheint und eher als Sehnsuchtsort dient. Kein Wunder also, wenn dem New Yorker Komponisten die Einsamkeit der Wüste als Inspiration dient.

I‘d found myself in places unfamiliar enough that I could easily lose all sense of direction, size and, more than anything, all sense of time.

Nicht zuletzt befinden sich David Moore, Jeremy Viner und Jeff Ratner in unmittelbarer Nachbarschaft zu Größen wie Hans Zimmer, dessen Score zu „Interstellar“ von 2014 mich an „Species“ erinnert. Eine Wüstenlandschaft erscheint in jedem Fall vor dem inneren Auge, und ob diese sich nun auf der Erde, oder in unerforschten Galaxien befindet, darf nun jeder selbst entscheiden. Zeitloser Ambient, erzeugt einzig und allein durch Orgel, Klarinette und Double Bass – ob nun hinter den Spiegeln, oder lost in space: „Species“ als suggestiver Reisebegleiter sei herzlich empfohlen.

VÖ: 17. Februar 2020 via 4AD