Text: Alex Schulz, 08. Februar 2022

Es gibt kaum eine Band im zeitgenössischen Rockgeschehen, die das erstmalige Hörerlebnis von neuem Material zu solch einem Genuss werden lässt, wie Black Country, New Road. Bereits das Debüt „For The First Time“ war ein Feuerwerk für audiophile Musikliebhaber. Der frisch servierte Nachschlag „Ants From Up There“ ist in sich kohärenter, bedient etwas weniger den Rocksound, dafür etwas mehr die die Kauzigkeit der Kammermusik, und ist dennoch in einem Punkt völlig übereinstimmend.

Denn erneut schafft es Black Country, New Road hier und da ein ungläubiges Grinsen auf das Gesicht zu zaubern, weil eines bei der Musik der Briten sicher ist: innerhalb eines Songs kann einfach alles passieren! „Ants From Up There“ trifft zielsicher ins Mark, wenn wieder einmal völlig ungehörtes den vermeintlich erfahrenen Gehörgang erreicht. Ähnlich einem so guten, wie abgedrehten Art-House Kinofilm besteht der Genuss schlicht darin mit geschärften Sinnen an die Kunst heranzugehen, in dem Wissen, dass es Überraschungsmomente geben wird – nur eben unsicher in welcher Form und wann.

„Ants From Up There“ saugt den Hörer ein und spuckt ihn nach fast genau einer Stunde wirr im Kopf, fasziniert und beseelt wieder aus. Das Album übertrifft seinen Vorgänger und wird in der Musikwelt noch sehr gut altern, so viel steht fest. Leider lässt es sich an dieser Stelle nicht vermeiden, anzumerken, dass Lead Sänger Isaac Wood die Band zum eigenen Wohl kurz vor dem Release des Albums verlassen hat. Was bleibt, ist den Hut vor seiner intensiven und unnachahmlichen Darbietung auf zwei grandiosen Alben zu ziehen, und – noch viel wichtiger – das allerbeste für die Zukunft und die mentale Gesundheit zu wünschen. Get well soon!

VÖ: 04. Februar 2022 via Ninja Tune