Text: Tim Brügmann, 17. Februar 2021

Welcome to the best new six-part Danish crime-drama! Nunja, ganz so düster geht es bei Black Country, New Road und ihrem passend betitelten Debüt „For The First Time“ zwar nicht zu, dennoch brodelt es unheilvoll bis fiebrig, wenn sie zu einer großen Portion Schwermut zwischen Post-Punk, Jazz und Spoken Word laden.

Und so ganz einfach lässt es sich tatsächlich nicht in Worte fassen, was das Sextett aus London da erstmals auf Scheibe gebannt hat. Mit der Rotweinflasche rein in die Jazz-Bar umzingelt von versierten Musikern auf allerlei Substanzen, ein irres Ensemble – das sind Black Country, New Road. Etwas klarer formulieren lässt sich dafür die Antwort auf die Frage, warum die Truppe um Frontmann Isaac Wood immer wieder mit den ebenfalls aus London stammenden Black Midi die Bühnen unsicher macht. Hand in Hand, lässt es sich eben am besten durch den Wahnsinn schlendern.

Das Experimentieren ist neben dem immer wieder aufbegehrenden Saxophon das große Zugpferd von „For The First Time“, einem Fiebertraum zwischen modernem Jazz, ein wenig Funk und Erzählungen von Father John Misty bis hin zu The Burning Hell. Sechs Songs, die sich zu einem großen Kuriositäten-Kabinett zusammenschließen, eine Einheit bilden und trotz der vielen Tempi- und Stil-Wechsel im Kopf hängen bleiben. Kein Gramm zu viel.

Erinnert das Intro-Stück noch an die Rostocker-Krautmeister von Coogans Bluff, kommt das Mittelschiff von „For The First Time“ melancholisch getragen daher, wobei sich die mehrminütigen Songs genügend Zeit lassen und auch den manischen Ausbruch in der Stimme von Isaac Wood zulassen. Gitarre, Streicher, Schlagwerk – sie alle spinnen neben dem bereits erwähnten Saxophon einen wohlig warmen Kokon, der jede Minute gesprengt zu werden droht. Ein Abenteuer klingt spannender als das nächste, was nicht mal die oftmals recht gewollten Texte kaputt kriegen. Der letzte Song der Platte? Ein Höllenzug quer durch die Vorstadt-Kirmes – Ein Wahnsinn!

Black Country, New Road ist mit ihrem Debüt „For The First Time“ nicht nur das perfekte Album für nasskalte Frühjahrs-Spaziergängen gelungen, nein, es ist auch ein bemerkenswerter Schiss auf Genrekonventionen und somit eine höchst Willkommene Anomalie in jedem Plattenregal.

VÖ: 17. Februar 2021 via Ninja Tune