Text: Christoph Walter, 18. September 2020

Dass die Menschheit nicht der Mittelpunkt des Universums ist, ist zwar keine neue Erkenntnis, aber für die meisten Zeitgenossen so schwer zu ertragen, dass sie nur allzu gerne beiseite geschoben wird. Nicht so bei Blitzen Trapper, die dem schiefen Verhältnis zwischen der kurzen Zeitspanne, die jeder Mensch auf dieser Welt verbringt und dem Schaden, den er dabei an Flora und Fauna anrichtet, mit „Holy Smokes Future Jokes“ gleich ein ganzes Album widmen. Selbstverständlich kommt der Mensch dabei nicht allzu gut weg, weshalb im collegerockigen „Masonic Temple Microdose“ eine etwas augenzwinkernde Forderung gestellt wird:

Let’s do the world a favour,
let’s all go extinct!

Vor dem kollektiven Aussterben sollte man sich aber unbedingt noch die Zeit nehmen, die mittlerweile zehnte Studioplatte der Band aus Portland in voller Länge anzuhören. Nach so vielen LPs und gut 20 Jahren Bandgeschichte darf man vermutlich keine allzu großen Überraschungen mehr erwarten, aber die Vielseitigkeit, die Eric Earley und Co. auch diesmal wieder an den Tag legen, ist aller Ehren wert.

Ein paar Progrock-Experimente treffen da auf entspannten Westküsten-Sound mit Saxofon („Don’t Let Me Run“), Freund*innen von Tom Pettys Heartbreakers und Jakob Dylans Wallflowers kommen in maximal eingängigen Stücken wie „Magical Thinking“, „Hazy Morning“ oder dem Titelstück voll auf ihre Kosten und ab und an kehren Blitzen Trapper natürlich auch zu ihren Americana-Wurzeln zurück. Mal ganz klassisch wie in „Sons And Unwed Mothers“, mal herrlich süffig wie in „Requiem“. „Shine a light through the dark day“, heißt es da hoffnungsfroh — es ist eben doch nicht alles schlecht an der Menschheit.

VÖ: 11. September 2020 via Yep Roc Records