Text: Christoph Walter, 07. Oktober 2022

Schon auf ihrem exzellenten, Anfang 2020 erschienenen Debütalbum haben Anaïs Mitchell, Eric D. Johnson und Josh Kaufman kaum einen Zweifel daran gelassen, dass Bonny Light Horseman nicht als flüchtige Supergroup, sondern als etwas Dauerhaftes angelegt ist. Mit „Rolling Golden Holy“ macht das illustre Trio nun endgültig den Schritt in Richtung vollwertige Band.

Handelte es sich bei den Stücken auf dem Debütalbum nämlich noch um Neuinterpretationen von Folk-Klassikern und Traditionals, stammen die Songs auf LP Nummer zwei nun allesamt aus der Feder der Amerikaner. Dass das wunderbar aufgehen würde, ließ schon die melodieverliebte Vorab-Single „California“ erahnen. Eine herbstliche bzw. winterliche Entsprechung findet der Ohrwurm auf „Rolling Golden Holy“ im bittersüßen „Gone By Fall“ und der von verzerrten Neil-Young-Gitarren veredelten Ballade „Cold Rain And Snow“.

Grundsätzlich stehen die Stücke, in denen Fruit-Bats-Frontmann Eric D. Johnson den Hauptteil des Gesangs übernimmt, für Americana mit einer Prise Indie-Rock, während uns Anaïs Mitchell in Songs wie „Exile“ oder „Fleur de Lis“ an einen wundersamen Ort entführt, der zu ungefähr gleichen Teilen Truckerkneipe und New Yorker Jazzkeller ist. Trotzdem klingt alles auf „Rolling Golden Home“ wie aus einem Guss. Mehr noch: Mit dieser zweiten LP ist Bonny Light Horseman ein kleines Meisterwerk und ein echtes Hit-Album geglückt.

VÖ: 07. Oktober 2022 via 37d03d