Text: Bernd Skischally, 26. Januar 2018

Noch bevor man die sechs lässigen Typen dahinter gesehen hat, eröffnet einem der Bandname einen wohligen Assoziationshimmel. Die Gedanken kreisen um verlassene Sandstrände. Piraten. Südseesex. Feixende Albatrosse. Ein bisschen auch um gefrorene Schokoriegel und um geschüttelte Margaritas, die einem bei 35 Grad im Schatten den letzten Rest Stress aus dem Nervensystem ballern. Dass Bounty Island aus dem verkifft-verregneten Maastricht kommen, macht da nur Sinn. Ist das Wetter scheiße und die Sicht trübe – rein in die Gold-Glitzer-Anzüge und konsequent wegträumen. Im besten Fall lockt in all seiner cremigen Pracht: das „Avocado Girl“, so der Titel des anschmiegsamen Dreampop-Überhits vom 2015er Debütalbum der Band.

Wie es die Kanarienvögel nun von den Dächern pfeifen, planen die Niederländer für 2018 endlich einen neuen Longplayer. Die vergangenes Jahr veröffentlichte 2-Track EP „Forbidden Dance“ war schon mal ein weiterer gelungener Heißmacher. Mit verfeinerten Karibikbeats und dezent eingestreuten Surf-Manövern auf standfestem Psych-Brett, damit wusste die Single „Hot Marijke“ zu gefallen. Und dass sie die hohe Kunst der stilistischen Vereinnahmung perfekt beherrschen, bewiesen Bounty Island überdies mit der überhaupt nicht peinlichen Tropen-Coverversion des Radiohits „I‘ve been thinking about you“ – im Original von der 80ties-Popgruppe Londonbeat.

Wieviel Yves Lennertz, der Sänger mit der süchtigmachenden hohen Stimme, und seine rhythmusstarke Truppe als übergroßes Augenzwinkern verstanden haben wollen und wieviel todernst gemeinter Ausdruck ihrer Gefühlswelten ist, das erfährt man als Hörer nicht zwangsläufig. Ist aber mindestens so egal wie beispielsweise bei The Growlers, den kalifornischen Zitat-Genies des postpostmodernen Pop-Kuddelmuddels.

Bis es konkrete Details zu besagtem neuen Album gibt, vertrösten wir uns nun erstmal mit einer großartigen Live-Studio-Version des EP-Songs „Hot Marijke“. Winter? Was ist das!