Text: André Habermann, 04. Januar 2020

Eine Todesanzeige. Der traurige Anlass, einer Formation namens Brainticket endlich mal ein paar Zeilen zu widmen. Joël Vandroogenbroeck, Gründer und einzige Konstante dieser kosmischen Band, hat einen Tag vor Weihnachten mit 81 Jahren diese kaputte Welt verlassen. Wir wünschen ihm eine gute Reise auf den anderen Planeten und bedanken uns für sein musikalisches Vermächtnis.

Ein kurzer Abriss der Vita des Mannes mit dem langen Namen. Bereits im Alter von drei Jahren begann auf dem heimischen Klavier die musikalische Karriere des Joël Vandroogenbroeck. Zehn Jahre später wurde das Klavier nicht mehr beachtet. Er hasste es sogar, da es ihm zum Spielen zwang. Doch kurze Zeit später fand er die Liebe zurück. Durch den Jazz. Das Klavier wurde reaktiviert und führte den damals 17-jährigen mit seiner ersten Jazz-Kombo durch Europa. Doch er gab auch die klassische Musik nicht auf und studierte Klavier in einem Konservatorium, bis sie ihn wegen der Affinität zum Jazz hinauswarfen. Jazz erst recht!

In den 60ern erweiterte er seinen musikalischen Horizont und entdeckte neben den indischen und afrikanischen Klängen auch die Musik der Beatles, Stones, Hendrix und später auch der jetzigen Krautrock-Koryphäen wie Amon Düül II, Can und Tangerine Dream. Im Jahre 1968 gründete der Multiinstrumentalist mit Ron Bryer und Wolfgang Paap sein Projekt Brainticket, welches er nach sieben Jahren jedoch wieder auflöste. 1980 wurde das Projekt für drei weitere Jahre reaktiviert, um letztendlich 1998 erneut zusammenzufinden. Nach einer 18-jährigen Abstinenz erschien 1998 mit „Alchemic Universe“ ein weiteres Album, welches sich aber sehr in Richtung Trance bewegte. 2015 veröffentlichte Brainticket ihr letztes Studioalbum namens „Past, Present & Future“.

„From Another Planet“ – so nennt sich nicht nur der Opener des 1972er Albums „Psychonaut“, mit diesen drei Worten könnte man auch in aller Kürze das musikalische Schaffen dieser Ausnahmeband beschreiben. Der perfekte Soundtrack für eine längere Fahrt in Richtung LSD. In den fragmentierten Bandjahren veröffentlichte die Formation in wechselnder Besetzung etwa zehn Studio- und Livealben. Mit „Cottonwoodhill“ (1971), „Psychonaut“ (1972) und „Celestial Ocean“ (1972) die wohl drei wichtigsten und besten ihrer Karriere. Ihr Debüt „Cottonwoodhill“ wird sogar als Meilenstein der psychedelischen Klangwelt gehandelt und soll (so die Legende) ein vertonter LSD-Trip sein. Das klingt (tatsächlich) gar nicht mal so abwegig. Da wundert es kaum, dass in den Liner-Notes Warnhinweise abgedruckt waren, um den Hörer zu warnen, nicht den Verstand zu verlieren. Also: Obacht beim Lauschen!

Ein viel zu kurzer Text über einen großartigen Klangkünstler, der aber vielleicht ein paar interessierte Ohren auf den musikalischen Kosmos des Joël Vandroogenbroecks lenkt.

Zum Weiterlesen seien noch zwei weitere interessante Texte empfohlen. Zum einen „Seven Colours of Sound“ von Tijmen Lohmeijer und ein Interview aus dem Jahr 2016.

VÖ: 1971 via Bellaphon