Text: Tim Brügmann, 09. Mai 2022

Ach, die bucklige Verwandtschaft: Man kann sie sich nicht aussuchen, vor allem nicht die einem zugeteilten Geschwister. Umso schöner, wenn ein ganz besonders grimmiger Bruder am Ende doch einer von uns ist. So geschehen mit Brother Grimm, alias Dennis Grimm, der sich mit seiner mal schrammeligen und mal einfühlsamen Klangästhetik auf bereits drei erhabenen Longplayern immer wieder für eine Umarmung anbietet. Mit „New Order“ meldet sich der kratzbürstige, aber immer überlegte Crooner mit einer überraschend nach Indie-Rock alter Schule klingenden Single zurück.

Brother Grimm ist dabei schon lange nicht mehr auf Solo-Pfaden unterwegs und hat seinen sperrigen, aber nicht minder qualitativen Sound mit The Heartbreakers um eine kleine und doch sehr feine Backing-Band erweitert. Auch hier ist die Bruderschaft das Stichwort und so geben den lässig und lo-fi vorgetragenen Lyrics des Sängers nun auch Patrick Kopetzky an der zweiten Gitarre und Charlie Paschen von Coogans Bluff an den Drums noch eine Prise Pfeffer hinzu. Der Band-Anstrich steht dem, irgendwo zwischen Bowie, Lou Reed und Dampfwurst-Stübchen situierten Litaneien von Brother Grimm außerordentlich gut. Einen Refrain sucht man zwar vergebens, aber leicht ins Schwofen geraten die körpereigenen Tanzwerkzeuge dank der versierten Spielart des Trios dann doch noch.

Wohin das ganze führen soll, darauf darf man gespannt sein. Die groovig eingespielte, sowie lautmalerisch betitelte EP „Three Isolated Boys“, die im ersten Pandemiejahr entstanden ist, ließ schon großes erahnen. Den Grimm’schen Sound um ein wenig Tiefe erweitert, klingt jetzt auch „New Order“ vital und knackig. O Brother, Where Art Thou? Diesem Sound darf gerne mehr folgen, denn wo Rival Sons, Shiner und Failure auf den dielenknarzenden Blues von Dennis Grimm treffen, muss doch noch mehr zu finden sein!

VÖ: 06. Mai 2022 via Noisolution