Text: Christoph Walter, 14. Januar 2021

Big Thief ist ohne jeden Zweifel eine Band, die in den vergangenen Jahren alles richtig gemacht hat. Mit jedem neuen Album, das die Formation mit Wahlheimat Brooklyn veröffentlichte, wuchsen Ruhm sowie Begeisterung bei Publikum und Kritik gleichermaßen. Vor allem auf Sängerin Adrianne Lenker – gemeinsam mit Phoebe Bridgers Speerspitze einer neuen Songwriterinnen-Generation – wurden wahre Lobeshymnen angestimmt. Allein im „New Yorker“ erschienen binnen eines Jahres zwei ausführliche Artikel.

Nachdem Lenker mit „Songs“ und „Instrumetals“ letztes Jahr gleich zwei Platten veröffentlicht hat, tritt 2021 erst einmal ihr Bandkollege Buck Meek mit seinem zweiten Solowerk (das schlicht „Buck Meek“ betitelte Debüt erschien 2018) ins Rampenlicht. „Two Saviors“ wurde vor ein paar Monaten innerhalb weniger Tage mit einem Grüppchen handverlesener Mitmusiker auf einem Achtspur-Rekorder und mit wenig technischem Schnickschnack in New Orleans aufgenommen und ist ein unprätentiöses, ausnehmend schönes Stück Musik.

Stilistisch lassen sich die elf Songs grob in der Americana-Schublade ablegen, wobei zwischen Akustikgitarre und Buck Meeks hübsch schrägem Gesang genug Platz bleibt für wohldosiertes elektronisches Geflitter, ein paar Noise-Anleihen und – im Falle von „Cannonball! Pt. 2“ – sogar ein wenig Honky Tonk. In der Regel geht es auf „Two Saviors“ allerdings eher ruhig und minimalistisch zu. Keine musikalische Revolution also, aber ein sanfter, äußerst erfreulicher Einstieg in ein vermutlich auch wieder seltsames Jahr. Vor allem die beschwingte, schön vertrackte Single „Second Sight“ und das an die wunderbaren Weakerthans erinnernde „Candle“ haben allerdings das Potenzial, uns noch deutlich länger und sogar über 2021 hinaus zu begleiten.

26.01.2022 Berlin – Kantine Berghain

VÖ: 15. Januar 2021 via Keeled Scales