Text: Maximilian Heß, 08. Februar 2021

Das Duo Buzzy Lee ist bereits ohne einen Ton ihres Debütalbums “Spoiled Love” gehört zu haben eines der spannenderen Projekte des noch jungen Jahres. Schließlich verbergen sich hinter dem (zugegeben etwas generischen) Namen der Produzent Nicolas Jaar und die Sängerin Sasha Spielberg, Tochter des weltberühmten Produzenten Steven Spielberg. Und wenigstens im Bezug auf ihre handwerklichen Fähigkeiten muss sich die Spielberg-Tochter den Vergleich mit ihrem Vater gefallen lassen.

Um eines gleich vorweg zu schicken: “Spoiled Love” ist ein herausragend produziertes Album. Irgendwo zwischen nordkalifornischer Folk-Pop-Eleganz und zeitlosen Klaviermelodien bauen Jaar und Spielberg ein Kammerpop-Album das durchgehend spannend bleibt. In dynamischen Momenten, wie beispielsweise im Song “Strange Town” erreicht das Album die Energetik einer Fiona Apple, allerdings ohne deren Eindringlichkeit. Textlich ordnet sich Spielberg angenehm in den Kanon selbstbewusster und bissiger weiblicher Gegenwartslyrics ein, was gerade in den dynamischen Songs den Arrangements nochmal einen zusätzlichen Schub gibt. Weniger passend scheint da, dass die Spannweite von Spielbergs Gesang sich im Wesentlichen eher auf leisere und sanftere Töne beschränkt, was in der Gesamtbetrachtung des Albums allerdings nicht stört.

Die ruhigeren Phasen von “Spoiled Love” sind geprägt von einer fast ins meditative abrutschenden Lakonie. Wiederkehrende Muster, Klangteppiche, reduzierte Drums – Songs wie “Mendonoma” driften ganz bewusst ein wenig weg vom sonst so engen Pop-Korsett, das sich das Album auferlegt. In diesen ruhigen Phasen ist das Album paradoxerweise am wenigsten Pop sondern erinnert eher entfernt an neuere Indie-RnB-Ansätze á la Blood Orange. Highlight dieser ruhigeren Songs ist das großartige “What Has A Man Done”, das melancholisch entrückt über Heartbeat-Beats und Saxophon-Samples schwebt und dabei doch angenehm stringent bleibt.

Die Veröffentlichung des Albums wurde begleitet von einer Promo-Twitch-Livestream-Serie mit Musikern wie Blood Orange oder Vampire Weekend. Es gab auch schon weniger aufwendige Promo-Phasen für ein Debütalbum, allerdings passt auch nichts so gut in die Lockdown-Zeit wie eine Twitch-Serie für ein Pop-Album. Dabei würde “Spoiled Love” auch ohne jede Promo gut funktionieren. Schließlich ist es ein klanglich vielfältiges, textlich ansprechendes und großartig produziertes Pop-Album. In einer perfekten Welt würde das schon für einen erfolgreichen Release reichen.

VÖ: 17. Februar 2021 via Future Classic