Text: Matthias Eichler, 24. September 2021

Caleb Landry Jones — wo soll man da anfangen? Vielleicht nicht da, wo man aufgehört hat, sondern vielleicht losgelöst von jeglichem Zusammenhang, genau wie es uns die Songs seines neuen, genialen Albums „Gadzooks Vol.1“ demonstrieren. Diese unerschöpfliche Kreativitätsquelle namens Caleb Landry Jones hat neulich erst bei den Filmfestspielen in Cannes den Best Actor Award als bester männlicher Darsteller (in dem australischen Film „Nitra“) gewonnen und ist seit seinen Schlüsselrollen in X-Men, No Country For Old Men, The Outpost, etc… längst kein unbedeutender Mime mehr in der schwer umkämpften, gefräßigen Filmwelt. So auch in der Musikwelt.

Jim Jarmusch katapultierte ihn bei einer zufälligen Begegnung in die Bahnkurve von Sacred Bones Records, die 2020 Calebs psychedelisches Debüt-Album „The Mother Stone“ veröffentlichte und seitens der Kritik hoch gelobt wurde. „Gadzooks Vol.1“ präsentiert sich als ein wandelbares, mehr als unterhaltsames und schockierendes Werk. Es bewegt sich zwischen langatmigen, atmosphärisch-synthetischen Akkorden und kaleidoskopartigen Neo-Psychedelica. Jeder dieser neuen Songs scheint losgelöst von den anderen zu sein und existiert in seiner eigenen Blase, in der die Schwerkraft Kopf steht, die Erahnbarkeit denunziert wird und Franz Zappa als Surrealismus-Souffleur dient.

Noch während den Dreharbeiten (zu dem dystopischen Film „Finch“), an der Seite von Tom Hanks, ertappte Caleb sich dabei, wie er an verschiedenen Orten in New Mexico schrieb, um sich auf seine Kreativität zu konzentrieren. “I stole from what was around me, what fell out of the television, what passed below my windows, relationships, old and new. My frustrations, desires, day dreams and fears scattered themselves throughout my writing,”, beschreibt Caleb. „It is a direct response to the album before it. I felt whatever I wrote next needed to be more consistent. I knew that I wanted to put everything down on tape. I wanted the same players as before but to go further.”

Und mit der gleichen Besetzung, wie bei seinem Debüt-Album nahm er im Valentine Recording Studio in L.A. mit dem Produzenten Nic Jodoin sein zweites Album auf. Calebs ultimative Vision von „Gadzooks Vol.1“ verlangten 18 Stunden tägliche Arbeit an diesem Werk, etliche Take-Verwürfe, Zerstückelungen und Zusammensetzungen à la Escher-Diagramme. Perfektion scheint schwierig, wenn sich die Idee stetig im Wandel befindet. „It’s like when you’re swimming in the pool and you’re doing a bit of butterfly, and then that gets old after a while. So then you start doing breaststroke, and then that gets old after a while. I think it’s just a reaction from the place where we were before”, so Caleb.

VÖ: 24. September 2021 via Sacred Bones Records