Text: Christoph Walter, 30. März 2022

Aus der Not eine Tugend machen: das war in den letzten gut zwei Jahren ganz oft das Gebot der Stunde. Und tatsächlich sind in Zeiten der Pandemie einige gute Dinge entstanden, die es ohne vermutlich nie gegeben hätte. Die Berliner Musikerin Lisa Who hätte wahrscheinlich ihr Label the shit records nicht gegründet und Carl Fungus hätte sich nicht dem Schreiben von Solosachen gewidmet, wenn es nach wie vor genug Auftrittsmöglichkeiten für seine Hauptband RYL gegeben hätte.

Ohne Pandemie also keine „Schmungus“-EP, wobei die sechs Stücke darauf keineswegs nach Lockdown und tristen Coronawintern klingen, sondern eher sonnig und maximal entspannt. Viel DIY-Charme („Schmungus“ erscheint auch als Kassette in limitierter Stückzahl), Slackertum, ein paar psychedelische Einflüsse und ein wenig Americana vermengt Carl Fungus zu einem stimmigen Ganzen. Kurt Vile lässt zuweilen grüßen, Mac DeMarco würde vermutlich vor allem bei „Naked Dinner“ durch die Zahnlücke grinsen und das ruhige „Silence Is Easy“ weckt Erinnerungen an Wilco oder die Weakerthans. Eine feine kleine EP!

02.04.2022 Berlin – Schokoladen

VÖ: 01. April 2022 via the shit records