Text: Christoph Walter, 08. Oktober 2018

In einem Kommentar unter einem der vorab veröffentlichten Songs von „Wanderer“ verglich ein Youtube-Nutzer Cat Power neulich mit einem hervorragenden Wein, der mit dem Alter bekanntermaßen auch immer besser wird. Mal abgesehen von der Frage, ob so ein Vergleich für die gerade einmal 46 Jahre alte Musikerin besonders schmeichelhaft ist, trifft er doch den Kern: Chan Marshall alias Cat Power muss sich längst nicht mehr verbiegen, um auf sich aufmerksam zu machen.

So besticht auch „Wanderer“, das erste Album seit dem 2012 erschienenen und stilistisch recht untypischen „Sun“, eher erst beim wiederholten Hören als durch sein unmittelbares Hitpotenzial. Dabei bewegt sich Cat Power trotz ihrer Hinwendung zu weitgehend minimalistisch arrangierten Folk-, Blues- und Gospel-Stücken auch nicht komplett abseits des Pop-Mainstreams. Auf dem vergleichsweise schmissigen, sehr eingängigen „Woman“ zum Beispiel ist Lana Del Rey als Gastsängerin zu hören, außerdem findet sich mit „Stay“ die Coverversion eines Rihanna-Hits, die selbstredend um Längen gefühlvoller und ergreifender ausgefallen ist als das Original.

Der Rest von „Wanderer“ führt einen dann eher in einen schummrigen Blues-Schuppen oder vielleicht auch in das New Yorker Café aus Wong Kar-Wais Film „My Blueberry Nights“, in dem Chan Marshall einst eine Nebenrolle spielte. Womit man eben doch wieder beim Vergleich mit dem Wein — oder, noch treffender — einem gut gereiften Whisky wäre…

28.10.2018 Berlin – Astra Kulturhaus
29.10.2018 (CH) Zürich – X-Tra
30.10.2018 (CH) Lausanne – Les Docks

VÖ: 05. Oktober 2018 via Domino Records