Text: Stefan Killer, 06. November 2017

Selbstzerstörerisch, irrsinnig und düster – das sind nicht nur ein paar Adjektive, die einem beim ersten Hören von „International Exit“ einfallen, sondern auch jene, welche die Themen dieses Albums wohl am besten beschreiben. Es ist das zweite der dänischen Gruppe Childrenn, die schon mit ihrem Debüt „Animale“ aus dem vergangenen Jahr international Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Die zweite Platte ist nun ihr gesellschaftskritisches wie klangvielfältiges Statement zu aktuellen Entwicklungen.

Das tremolierende Eingangsstück kommt noch recht gediegen daher, es wirkt mehr wie ein Intro als ein vollwertiges Lied. „Royal Fever“ hingegen erinnert an einen vollends ausgefeilten Stoner-Klassiker, der allerdings von Artrockern auf einer Halloween-Party dargeboten wird.

Fuzzige Single-Note-Riffs geben auf „International Exit“ oft den Ton an. Trotzdem ist es alles andere als ein stures Sixties-Retro-Rockalbum. Bei dem Gesang Jakob Brixens in Songs wie „Where’s the Door“ kommt einem zwar oft Jim Morrison kurz vor dem Kniefall in den Sinn. Kurze Zeit später hetzt aber der in Sechzehnteln angeschlagene Basston die Gitarren so schnell durch eine dunkle Gasse Londons, dass von ihnen und Morrison nur noch deren verhallende Schreie zwischen den nächtlichen Wave- und Shoegaze-Klubs zu hören sind. Derartige Assoziationen bleiben nicht lange im Kopf, das Tempo der Stilwechsel ist hoch.

Ein paar Takte später findet sich der Hörer dann nämlich schon am Tresen eines der eben schon genannten Szene-Etablissements während des Psych-Rock-Trips seines Lebens. Nach wenigen Stücken wird klar: Childrenn arbeitet auf „International Exit“ gezielt mit Klang- und Stilvielfalt. Der bodenständige Folk-Upper mit akustischer Gitarre überrascht einen aber doch. Schließlich ist „International Exit“ ein doch eher düster-beklemmendes Album, das den Zeitgeist auf atmosphärische Weise transportiert.

Effekte wie Fuzz und Octaver sind manchmal so weit aufgedreht, dass sie schon fast als Synthesizer durchgehen – so ist „International Exit“ auch klanglich ziemlich nah an dem, was heutige Rock-Gangarten ausmacht. Mit „International Exit“ dürfte Childrenn ihrer wieder ein Stück näher gekommen sein. Kritischen Szene-Kreisen sollte sie gefallen.

VÖ: 20. Oktober 2017 via Mighty Music