Text: Jan Sturm, 15. Februar 2021

Das renommierte Klassiklabel Deutsche Grammophon arbeitet bereits seit einiger Zeit zusammen mit Google Arts and Culture an der Aufbereitung, Digitalisierung und Remastering seines Meisterwerk-Schatzes für das „Shellac Project“. Historische Aufnahmen der bekanntesten Komponisten der Vergangenheit wurden nun in die Hände von Christian Löffler gelegt. Löffler, international renommierter Electronica-Künstler mit Hang zum Emotionalen, veröffentlicht mit dem Album „Parallels: Shellac Reworks“ seine persönlichen kompositorischen Neubetrachtungen von Beethoven, Bach, Chopin und Wagner.

Der Norddeutsche erhielt Zugriff auf das kostbare Archiv und machte mit zehn Aufnahmen den Schritt nach vorn mit Blick zurück. Ein herausforderndes Unterfangen, wenn man die Fülle des Materials bedenkt und eben nicht bequem auf individuelle Spuren, einzelne Instrumente oder Passagen zugreifen kann. Die Tatsache, dass die einzelnen Originalstücke gut und gern Themen für weitere 20 Reworks bieten, machten eben diesen Auswahlprozess zusätzlich herausfordernd. Die Erosion folgt der Emotionalität. So viel was es zu entdecken galt. Berührende Töne, Momente und Melodien wurden herausgeschält, mal mehr, mal weniger fragmentiert und damit zur Grundlage der Interpretationen. Löfflers Signatur bleibt immer spürbar und ordnet sich nicht grundsätzlich der Vorlage unter. Man darf dem gelben Label für seine Künstler-Auswahl gratulieren und wirklich hoffen, dass dieses Reworks-Konzept fortgeführt wird.

Christian Löffler öffnet uns eine Tür in die musikalische Vergangenheit, ermöglicht den ursprünglich vielschichtigen und multithematischen Klassikern eine moderne Koexistenz mit tiefer, sanfter Schwermut und taktgebender, weggeduckter Bassdrum. Er reduziert die Vorlagen auf ein Substrat, das der zeitgenössischen Musikästhetik entspricht, nutzt den freigewordenen Raum für seine elektronische Emotionen und lässt diese Komponenten in einer wunderbaren Balance fließen. Eine ruhige, gefühlvolle, immer respektvolle Auseinandersetzung mit dem Gestern, das sicherlich viele Fans finden wird.

VÖ: 12. Februar 2021 via Deutsche Grammophon