Text: Matthias Eichler, 30. September 2022

Jenseits des Begriffes Beatlemania (und die damit verbundenen schweren Verläufe von Massenhysterie) herrscht noch ein anderes überaus starkes Gefühl, welches das Nachdenken betäubt und Überlegungen nicht zu Wort kommen lässt: Eine Art hirnchemische Aktivität, die das subjektive Erleben aufploppen lässt wie eine geschüttelte Flasche Moët. Das Beatles-Gefühl.

Den Großstadt-Krisen und deren Toxizierung ausweichend, haben sich Chuckamuck für die Aufnahmen ihrer vierten Platte bewusst auf das Land verzogen, auf irgendeinem Hof in Ringwalde in Brandenburg/Uckermark in völliger Abgeschiedenheit. Und genau dieser ruhige, auf sich selbst besinnende Ort, und das Entsagen ablenkender Konzerte/ Tourneen lassen Chuckamuck sich selbst neu (er)finden und das Unausweichliche nimmt seinen Lauf. Die Zerre geht einen Gang runter und die Hektik weicht der Country-ähnlichen Gemächlichkeit und werden durch poetisch-nahen Zeilen durchzogen. Eine warme Wohligkeit macht sich hier schneller breit als eine Ladung Propofol und eröffnet eine entschleunigende Liebeslieder-Stimmung, die sich entspannt mäandernd durch die 13 Songs zieht. Je tiefer man sich reinhört, desto auffälliger ihre Vielfalt, je öfter man reinhört, desto merklicher werden hier Verweise, Zeichen, einfach diverse Konnotationen zu den Beatles.

Vielleicht ist die Flucht aufs Land doch nicht so abgeschmackt und führt zwangsläufig zur Verdummung, wie Thomas Bernhard immer behauptet hat. Aber bekanntlich macht die Dosis ja das Gift und hier zumindest tut die Dosierung dem neuen Album an Produktivität, Schönheit und Charme keinen Abbruch, im Gegenteil – es lebt davon!

07.10.2022 Berlin – Zirkus Mond
26.10.2022 Nürnberg – MUZclub
27.10.2022 München – Import/Export
29.10.2022 (AT) Wien – Chelsea
04.11.2022 Hamburg – MS Stubnitz
09.11.2022 Köln – Artheater
10.11.2022 Mannheim – Altes Volksbad
11.11.2022 Chemnitz – Nikola Tesla

VÖ: 16. September 2022 via Bretford Records