Text: Oliver Schröder, 18. Mai 2018

Kennt ihr das? Der Song ist gerade mal zur Hälfte rum, aber man springt trotzdem zurück zum Anfang. Einfach, weil man es nicht aushält, dass die Musik irgendwann zu Ende ist. Wie ein Melodie-Junkie, der versucht, das Zeug so lang wie möglich zu strecken. Dabei machte sich Courtney Barnett in den letzten Jahren nicht unbedingt rar. Vor wenigen Monaten erst erschien ihr großartiges Gemeinschaftswerk mit Kurt Vile und ihr Debütalbum dreht ebenfalls noch seine Runden auf den globalen Plattentellern. Die Presse steht sowieso noch mit offenem Mund am Rande des Geschehens und wirft mit Superlativen um sich, die gar nicht so richtig passen wollen. Denn Courtney Barnetts Musik gehört den Hörern.

Unerwartete Gitarrenakkorde, unprätentiöse Krachausbrüche und einfach wahnsinnig gute Songs. Schon alleine „Walkin‘ on Eggshells“ sitzt ganz entspannt in der gleichen Satteltasche, mit der Pavement vor fast 25 Jahren „Range Life“ in den Alternative Country-Himmel hievten. Ihr zweites Album trifft alleine schon aufgrund seiner Genetik unmittelbar das Herz jedes Indierock-Lovers. Die Phrase „aus dem Ärmel geschüttelt“ wurde für „Tell Me How You Really Feel“ einerseits erfunden und ist trotzdem noch zu kurz gedacht. Denn Barnett kämpft neben allem musikalischen Charme auch noch für die gute Seite der Macht und gegen das Schlechte. Gegen die Angst, gegen Anonymität, gegen die Kälte. Zusammengenommen ergibt das ein unfassbar gutes Album, das es gar nicht nötig hat, an dieser Stelle zum potenziellen Album des Jahres nominiert zu werden.

01.11.2018 Berlin – Huxleys
09.11.2018 Wiesbaden – Schlachthof

VÖ: 18. Mai 2018 via Marathon Artists / Milk!Records