Text: Oliver Schröder, 29. April 2022

Cosmic Thing: Damo Suzukis musikalisches Schaffen wird für immer untrennbar mit Holger Czukay, Michael Karoli, Jaki Liebezeit und Irmin Schmidt verbunden sein. Von Can ist leider nur noch letzterer verblieben. Unvorstellbar eigentlich, dass jemand das Erbe der Band weiterführen könnte. Aber wenn es jemanden gibt, der es schafft, die Grundprinzip des intuitiven Improvisierens auf eine neue, zeitgemäße Ebene zu heben, dann das nur schwer fassbare, internationale Künstlerkollektiv Spiritczualic Enhancement Center.

Es war wohl nur eine Frage der Zeit bis sich die Gruppe und Damo Suzuki in diesem Universum begegnen mussten. Erst war er Fan, dann stand der Japaner mit auf der Bühne und schließlich gibt es nun eine gemeinsame Platte. Mit ihm gehen Spiritczualic Enhancement Center eine ähnlich wegweisende Symbiose ein, wie Can damals auf „Tago Mago“. Wie sehr sich die Linien kreuzen wird deutlich, wenn man sich Cans jüngst veröffentlichte Livealben anhört. „Arkaoda“ reiht sich hier quasi nahtlos ein: ein langer kosmischer Jam, der sich in drei Teile gliedert. Das zwanzigminütige „U“ entwickelt sich vom leichtfüßig groovenden Ambient-Jazz zu einem repetitiv pochenden schwarzen Loch, das schließlich alles in sich verschlingt bis nur noch knurrende Vocals übrig bleiben. „Ra“ nimmt den Hörer mit auf einen Trip in ein dubbiges Höhlensystem, an dessen Wänden sich jeder Ton vervielfacht. „Beja“ ist ein mäanderndes Groove-Monstrum, das an seinem Höhepunkt nach 14 Minuten wortlos in sich zusammenfällt und die Platte so abrupt beschließt wie sie angefangen hat.

VÖ: 29. April 2022 via Akuphone