Text: Maximilian Heß, 20. August 2021

Wäre der Sommer dieses Jahres so sonnig und heiß wie in den Jahren zuvor, müsste man der Band Die Gruppe König aus Rostock schlechtes Timing vorwerfen. Für einen Sommer aus Unwettern und Delta-Varianten taugt die neue EP “Motore” als Soundtrack ausgezeichnet.

Das Trio um Alfa Stark, Ronny Gelato und Rainer Zorn hat bereits mit dem Debüt-Album “Luxus” bewiesen, wie pointiert und eindrücklich deutschsprachiger Post-Punk sein kann. “Motore” knüpft an den Sound des Debüts an, ist aber in gewisser Weise vielfältiger als noch in der Frühphase der Band. “Was Neues” erinnert beispielsweise mit seinen offenen Gitarren und dem fast schon poppig angehauchten Gesang eher an aktuelle DIE NERVEN-Tracks. Um nicht missverständlich zu sein: “Motore” ist und bleibt eine strukturkonventionelle Post-Punk EP. Trockene, kratzige Gitarrenwände treffen auf ein wütendes Schlagzeug und Vocals, die zwischen lamentierend und wütend schwanken. Die drei Rostocker sind dabei eindeutig von den schwäbischen Ausprägungen der Szene inspiriert, ohne dabei imitierend zu wirken.

Textlich dreht sich die EP um Strukturwandel und das spätestens seit Casper zum Kampfbegriff gewordene Hinterland. Hier haben die Rostocker einiges zu erzählen. “Zukunft ohne Zukunft, egal wohin du gehst” singt Sänger Alfa Stark im Song “Hier kann niemand bleiben”. Perspektivlosigkeit und Frust sind Leitmotive von “Motore”. Das mag nicht unbedingt innovativ sein, Die Gruppe König arbeitet diese Themen allerdings eindrücklich auf.

“Motore” ist ein EP zum schlechte Laune haben. Eine EP, die sich gar nicht erst die Mühe macht, irgendeinen positiven Ausklang der angeschnittenen Konflikte zu finden. Wie auch? In einem Sommer, in dem es kaum gute und viele schlechte Nachrichten gibt und dabei sogar das Wetter noch total deprimierend ist, trifft “Motore” gerade deshalb auch den Zeitgeist.

VÖ: 20. August 2021 via Die Gruppe König