Text: Nils Hartung, 17. September 2018

Mit ihrem Debüt „Sore“ vor drei Jahren ballerten sich Dilly Dally mit schnoddrigem melodiegeladenen 90er-Punk in die Herzen der Indiewelt jenseits von Toronto. „Wir dachten, wir sind Oasis“, sagt Frontfrau Katie Monks mit Blick in den Rückspiegel. Danach kam der Breakdown. Monks erfuhr, wie schnell Euphorie und Begeisterung für die gemeinsame Sache an Tourstrapazen und internen Streitigkeiten zerschellen können. Nach nur einem Album drohten Dilly Dally wieder in der Versenkung zu verschwinden.

Die Songs auf „Heaven“ erzählen aus diesem brüchigen Kapitel der jungen Bandgeschichte. Dilly Dally kontern dem Zweifel mit bis zum Anschlag aufgedrehten Amps. Das nämlich sollte Punk auch mal dürfen: Dem Nachbarn oder der Nachbarin die pure Lust am Leben überraschend ins Ohr brüllen. Katie Monks macht es vor und spuckt uns mit ihrer brillant schroffen Anarchostimme das ganze Emotionsknäul aus Selbstfindungsgedanken, gebrochener/ungebrochener Liebe und ewiger Lust vor die Füße. Auch musikalisch wollen Dilly Dally Wahrhaftigkeit nahbar vermitteln. Dafür bäumt sich verhuschter Dream-Pop konsequent zu brachialen Schredder-Höhepunkten auf. Monks Stimme röhrt, grölt, wackelt bedenklich und bohrt sich doch immer wieder durch die rasend schnell hochgezogenen Soundwalls, die wiederum in hymnische (und himmlische) Refrains wie bei „Doom“ zerbröckeln:

Remember who you are and where you’re gonna be.
What’s inside you is sacred.

Schöner kann man die eigene Zuversicht wirklich nicht rausschreien. Dilly Dally feiern auf „Heaven“ exzessiv ihre Wiedergeburt. Und es macht verdammt viel Spaß auf dieser merkwürdigen Darkness-meets-Unicorns-Party dabei sein zu dürfen.

03.10.2018 Berlin – Maze Club

VÖ: 14. September 2018 via Partisan Records