Text: Nils Hartung, 28. Februar 2019

Beth Jeans Houghton ist ein künstlerisches Multitalent. In den Arbeiten der Engländerin verschränken sich Artdirection und Musik fast kaleidoskopisch ineinander. Ihre animierten Musikvideos werden von Musiker-Kollegen wie den Chili Peppers und Ezra Furman hochgeschätzt. Houghtons verstörendes Comicvideo zu Furmans „Suck the Blood from My Wound“ wird an dieser Stelle wärmstens zur Anschauung empfohlen.

Auch ihre Musik zwängt Houghton nicht in ein einheitliches Konzept. Mit den Hooves of Destiny veröffentlichte sie 2012 ihr „Yours Truly, Cellophane Nose“, das seinen Platz zwischen Psychedelic- und Chamber-Pop suchte. Die Trennung von ihrer Band war der Kick-Off für ihr Soloprojekt Du Blonde. Das Debüt-Album „Welcome Back To Milk“ vor vier Jahren war gut bestückt mit herrlichen Fuck-Off Gitarrenriffs und jeder Menge Wut im Bauch.

Schonräume gibt es auch auf „Lung Bread For Daddy“ nicht – auch wenn Grundvibe vielleicht etwas sanfter daherkommt als beim Debüt. Der Teufel schlummert allerdings in den Zeilen. Hier zerrt Houghton ihre Dämonen ans Tageslicht und scheut keine noch so bittere Wahrheit:

Spoke to my doctor/ He said I’ve passed my peak/ All my eggs are dying/ In my twentys I’m antique.

Fieser als in „Holiday Resort“ lassen sich Schmerz und Resignation kaum in Worte fassen. Auch in „Buddy“ und „Baby-Talk“ werden fleißig offene Wunde geleckt, während Gitarre und Schlagzeug für das größtmögliche Maß an Lässigkeit bei 100%-iger Zerbrechlichkeit sorgen. „Lung Bread For Daddy“ ist ein toller, grenzdebiler Trip, der gegen Ende nochmal eine überraschende Wendung in Richtung Glamrock („Acetone“) und Geisterballade („RBY“) einschlägt, als man sich schon im Garage-Himmel wähnte. Immer schön weiter so, Beth.

VÖ: 22. Februar 2019 via Moshi Moshi Records