Text: Stefan Killer, 20. September 2021

Dass DŸSE das gesamte Spektrum an Krach abdeckt, dürfte nach drei Alben bekannt sein. Ob Hardcore-Gebrüll, tiefergelegtes Palm-mute-Riff oder Songintro im Stil der New York School, das Berliner Duo ist immer für die Dekonstruktion musikalischer Dogmen zu haben. Um auf Album Nummer vier, „Widergeburt“, das Konzept noch weiter zu spinnen, hat DŸSE nun auch das Bassfasten gebrochen – mithilfe namhafter Unterstützung.

Natürlich hat die Band schon immer auch Frequenzen über die E-Gitarre hinaus mit Leben gefüllt, Effektpedalen sei Dank ist das ohne Weiteres möglich. Trotzdem wollten Jarii van Gohl (Schlagzeug, Gesang) und Andrej Dietrich (Gitarre, Gesang) auf „Widergeburt“ etwas Anderes versuchen. Und Menschen wie Farin Urlaub ließen sich dafür nicht lange bitten. So kam es, dass auf jedem Track der Platte unterschiedliche Bassisten zu hören sind.

So divers die Spielstile der Ehrengäste auf dem Album sind, klingen die Songs, die mit ihnen entstanden sind. Der Opener „Laicos Neidem“ ist eine welleschiebende Noiserock-Geschichtslektion mit Scratching-Einlage, „Höllenjunge“ ein deutsch-englischer Stonerprog-Groover. Und mit „Ameisenhandschuh“ tanzt sich DŸSE tief ins industrielle Sludge-Gefilde.

Geglücktes Experiment

Was die Gruppe in Sachen Konvention zerschlägt, baut sie in neuer Form meist prägnant wieder auf. Da sind zum Beispiel die hemmungslos akzentuierten Riffs. Mal wirken sie wie bekannte Metal- oder Progrock-Fragmente in unbekannter Umgebung, mal wie kleinteilige Puzzle im unterhaltsamen Zeitraffer. Das Ganze ist lauthals untermalt von umbrüchigen bis ironischen Botschaften, die sich meist nur schwer in Kontext setzen lassen.

Das Experiment mit der reich gedeckten Basstafel umringt von tieffrequenten Szenegrößen ist geglückt. Doch auch, wenn Drive und Spielfreude kaum zu überbieten sind, die musikalische Revolution, die Wiedergeburt, bleibt aus. Naja, Album Nummer fünf lässt sicher nicht lange auf sich warten.

23.03.2022 Regensburg – Alte Mälzerei
24.03.2022 (AT) Wien – Arena
25.03.2022 (AT) Klagenfurt – Mammut Bar
26.03.2022 (AT) Linz – Kapu
01.04.2022 Leipzig – Conne Island
02.04.2022 Hannover – Cafe Glocksee
03.04.2022 Münster – Sputnikhalle
04.04.2022 Hamburg – Knust
05.04.2022 Köln – Gebäude 9
07.04.2022 Oberhausen – Druckluft
10.04.2022 Stuttgart – Goldmarks
11.04.2022 Wiesbaden – Schlachthof
12.04.2022 München – Backstage
14.04.2022 Berlin – Festsaal Kreuzberg
21.04.2022 Bremen – Lagerhaus
23.04.2022 Rostock – Mau Club
10.05.2022 Nürnberg – Z-Bau
11.05.2022 Jena – Kassablanca
12.05.2022 (AT) Dornbirn – Spielboden
14.05.2022 (AT) Innsbruck – PMK
15.05.2022 (CH) Basel – Hirscheneck
17.05.2022 (CH) Winterthur – Salzhaus
18.05.2022 Kassel – Goldgrube

VÖ: 17. September 2021 via Cargo Records