Text: Stefan Killer, 27. April 2020

Der Neuanfang von Elder ist nunmehr fünf Jahre her. Damals machte die Band den ersten Schritt aus der Wüste hin zu progressiveren, melodischeren Klängen. Album Nummer fünf könnte kaum weiter weg sein von den einstigen Gehversuchen in den Fußstapfen der kalifornischen Rockszene.

Warum das so ist, verraten nicht nur Synth- und Keyboard-Einlagen, die zu Beginn von „Omens“ den neuen Elder-Klang mittragen. Auf dem Vorgängeralbum kamen sie schon zum Einsatz. Neu ist aber, dass sie diesmal gleich drei Instrumentalisten zugeordnet werden. Die Priorität ist klar, wenn Gitarrist und Sänger Nicholas DiSalvo, der neue Gitarrist Michael Risberg und Gastmusiker Fabio Cuomo zusätzlich in die weißen und schwarzen Tasten hauen. Neben Risberg ist übrigens auch Georg Edert nun festes Mitglied von Elder. Dieser ersetzt Gründungsmitglied Matt Couto am Schlagzeug. Und diese Wechsel scheinen, für die neue Differenziertheit der Band auf „Omens“ ausschlaggebend zu sein.

Botschaften sind Nebensache

Da betten sich die moderat verzerrten Single-Note-Linien in Synth-Flächen, Kick- und Snaredrum rattern mit den Gitarren im Gleichschritt, und Nicholas DiSalvo steigert sich ein weiteres Mal in Sachen Gesang. Ihm steht weder das staubtrockene Timbre eines John Garcia, noch das Register seiner Prog-Sängerkollegen zur Verfügung. Ist aber auch nicht nötig, denn das Zusammenspiel von Bass und Keys in „Embers“ beispielsweise oder der kurze Akustik-Ausflug am Ende von „In Procession“ käme mit Gesang nur halb so gut. Trotzdem macht DiSalvos Stimme, was sie soll, wenn sie zum Einsatz kommt: emotionalisieren, abholen, Abwechslung schaffen.

Das Album ist nach Angaben der Band als Konzept gedacht – irgendwas mit Lebensspanne einer Zivilisation und Kapitalismus steht sinngemäß im Pressetext. Wer „Omens“ hört, kümmert sich aber weniger um Texte, als vielmehr die brachiale Gewalt an kompositorischem Bedacht. Die Gitarristen nehmen sich öfter zugunsten des Synthis zurück, es entstehen instrumentale Call-and-response-Momente und hallende, gleichberechtigte Jams. Elder in Zeiten von Retro-Wavemusik und Post-Irgendwas – ohne danach zu klingen. Zum Glück.

„Omens“ ist wie seine jüngsten Vorgängerplatten – mit Ausnahme der krautigen „The Gold & Silver Sessions“-EP aus dem vergangenen Jahr – eine filigrane Symbiose zwischen hartem Gitarrenbombast und kleinteiliger Klangkunst. Fokussierter denn je und losgelöst von jeglicher Stonerkultur. Endlich.

VÖ: 24. April 2020 via Stickman Records