Text: Michael Smosarski, 12. Dezember 2019

In jeder anderen Band wäre Ed O’Brien vermutlich der Leadsänger gewesen. Nun spielt jener Ed aber gemeinsam mit einem gewissen Thom Yorke in einer Band namens Radiohead. Nichtsdestotrotz haben deren Fans schon jahrelang auf ein Soloalbum des stillen Gitarristen gewartet, der live diese umwerfenden Backing-Vocals singt und immer ein wenig im Schatten von Jonny Greenwood stand. Nun geschieht es also wirklich, Ed O’Brien goes solo, unter dem Kürzel EOB. Und die Vocals sind genauso samten und umschmeichelnd, wie es sich die Fans ersehnt haben.

Allerdings ist „Brasil“, der erste Vorbote des Albums, weniger progressiv und mutig als erhofft. Spannend daran ist vor allem die Zweiteilung: Der Song beginnt als meditatives Singer/Songwriter-Stück, um später hin Anleihen bei Depeche Mode zu nehmen und als tanzbarer Elektrotrack auszuklingen. Das Video dazu wirkt, als sei es vom „Interstellar“-Filmteam umgesetzt worden: Massig geschmackvoll eingesetzte Effekte und große Gesten, ein filmgewordenes Plädoyer für Empathie und Grenzüberschreitung.

Von letzterer wünscht man sich auch etwas mehr mit Blick auf EOBs kommendes Album. Bis dahin sind „Brasil“ acht glänzend produzierte, nur eben etwas konventionelle Minuten Musik, die die Hoffnung auf mehr lassen.

VÖ: 05. Dezember 2019 via Capitol Records