Text: Oliver Schröder, 06. Juni 2017

Dass Evan Dando einmal seinen 50. Geburtstag feiern würde, war ja zwischenzeitlich alles andere als vorausberechenbar. Zu viele Höhen und vor allem auch einige Tiefen. Sein Soloalbum galt 2003 bereits als Überraschung, war es doch das erste echte musikalische Lebenszeichen seit sieben Jahren. Aufstieg und Niedergang des Grunge-Hypes waren noch nicht ganz verdaut, als Dandy mit „Baby I’m Bored“ eine Rehabilitation versuchte. Das Album wirkte schon damals wie ein Appendix einer vergangenen Ära, die mit diesen Songs abgeschlossen werden sollte. Das hat Dandy natürlich kein bisschen geschafft.

Besonnen und geradezu abgeklärt streift Dando durch countryeske Songlandschaften und ließ sich von Ben Lee, Howe Gelb, John Convertino, Chris Brokaw oder Liv Tyler ein Stück weit begleiten. Die zwölf Songs der Originalveröffentlichung wirken zwar immer noch wie aus dem Ärmel geschüttelt, aber zum Teil auch arg zusammenhanglos. Das simpel hingeschlunzte “In the Grass All Wine Colored” konnte man beispielsweise sehr gut hassen oder lieben – je nachdem, ob man sich nach den Lemonheads zurücksehnte, oder ob man Dando eine neue Chance geben wollte. Das Experiment war also irgendwie gelungen, der Patient nur ein bisschen tot: Bis heute spaltet es die Hörerschaft – bis heute blieb es Dandos einziges Soloalbum. Von den Lemonheads folgten immerhin noch anderthalb weitere. Ende offen.

So passt das Re-Release auch hervorragend zum Record Store Day, der ebenfalls irgendwo zwischen Vergangenheit und Gegenwart pendelt. An den Bonustracks der Neuauflage lässt sich dazu noch einmal anhand von „Tongue Tied“ oder „Whoops“ deutlich nachvollziehen, dass der Powerpop der Lemonheads auch damals nie weg war. Ansonsten gibt es den üblichen Song-Ausschuss, ein kleines Büchlein zum Blättern und ein bittersüßes Seufzen beim Gedanken an frühere Zeiten.

VÖ: 02. Juni 2017 via Fire Records