Text: Maximilian Heß, 10. Juni 2021

Das mit der musikalischen Radikalität ist immer so eine Sache. Gerade in Genres wie Post-Punk, Kraut oder Experimental ist eine gewisse klangliche Unangepasstheit Teil des guten Tons. Diesen guten – radikalen – Ton hat der Paderborner Musiker Sebastian Wiege alias Exkursion Kleinhirn mit seiner neuen EP “Von Tauben und Elstern” gefunden.

Bereits der Opener “Ich nabel mich ab” lässt einem den Mund vor Staunen offen stehen. Die eröffnende Gitarrenmelodie bricht immer wieder ab, und erinnert in ihrer Fraktialität fast schon an eine unverzerrte Version von Dillinger Escape Plan. Auf diese desorientierenden Instrumentals spricht und singt Wiege kryptisch von Erwartungshaltungen, Selbstbildern und Isolation.

Dabei erinnern seine Vocals dabei aber nicht an klassische deutschsprachige Singer-Songwriter. Im Gegenteil: Wer auf “Von Tauben und Elstern” nach zugänglichen, gefälligen Texten sucht wird enttäuscht werden. Wiege arbeitet sich mit dem Wortwitz und der Radikalität eines frühen Schorsch Kamerun durch oft stark abstrakte Themen, zwischen Kulturkritik und Selbstreflektion. Das reduzierte “Er bleibt” mal ausgenommen, bleiben die Instrumentals dabei die ganze Zeit ein treibender Chaosfaktor in den Songstrukturen.

“Von Tauben und Elstern” ist eine fordernde EP, und sie ist wahrlich nicht tanzbar. Sie erfordert ein gewisses Interesse an Experimentellem, Noisigen und Post-Punk im Allgemeinen. Hinter dieser Sperrigkeit verbirgt sich allerdings eine kompromisslos stringente und sowohl musikalisch als auch textlich unglaublich smarte EP, die das Potential hat, zu einem der Geheimtipps der deutschen Post-Punk-Szene zu werden.

VÖ: 29. Mai 2021 via Olterquell Vrbndng