Text: Michael Smosarski, 05. Mai 2021

Isländischer Musik wurden schon immer cineastische Qualitäten nachgesagt – fast unweigerlich sieht man sich über Geysire, schroffe Küsten und Blumenwiesen fliegen, wenn man Bands wie Sigur Rós oder múm hört. Musik aus Island, die einem Filmscore gleicht, ist also erstmal eine naheliegende Idee, und eben jene hat Eydís Evensen mit „Bylur“ ins Werk gesetzt. Auf ihrem Debüt-Album schmiegen sich formvollendet arrangierte Streicher an Piano-Akkordtupfer in dreizehn Instrumentalstücken zwischen Klassik und Pop.

Allerdings gilt Musik aus Island auch als außerweltlich und originell. „Bylur“ dagegen erweitert wohl eher keine Hörgewohnheiten. Zu formschön sind Evensens elegante Akkordfolgen, Reibungen bleiben Durchgangstöne und lösen sich immer in Wohlklang auf. „Bylur“ umgarnt den Hörer mit seinem orchestralen Purismus und ist schlicht hinreißend. Wer im Geiste über besagte Geysire schweben möchte, findet hierin den idealen Soundtrack. Doch in dieser Perfektion liegt auch das Manko des Albums: „Bylur“ klingt fantastisch, aber nicht fantasievoll – und vertont so eher Blumenwiesen als schroffe Küsten, um im Bild zu bleiben.

VÖ: 23. April 2021 via XXIM Records