Text: Oliver Schröder, 14. Januar 2022

Es gehört zu den gängigen Klischees in der Rock-, Pop- und Jazzwelt, dass einzelne Musiker über sich hinauswachsen, sobald sie in ihrer Band spielen. Die Hamburger Band Kante sang beispielsweise davon, dass sie ihre Musik zeitweilig selbst nicht mehr verstünde, weil sie sich in manchen Momenten einfach verselbstständigte und quasi unkontrollierbar würde. Auf ihrem neuen Album beweisen Fazer dagegen, wie großartig es sein kann, wenn Musiker zusammenkommen und als Band exakt das bleiben, was sie sind: Für eine Weile genau die Summe der einzelnen Teile.

Martin Brugger, Paul Brändle, Matthias Lindermayr, Simon Popp und Sebastian Wolfgruber haben sich in der letzten Zeit allesamt in anderen Projekten verwirklicht. Erst vor wenigen Wochen machte Lindermayr mit seinem famosen „Triptych“ vor, wie viele verschiedene Sinne sich durch Musik aktivieren lassen. Jetzt tragen auch die anderen ihr Wissen für „Plex“ zusammen, das durch die seit dem Vorgänger „Nadi“ gewonnenen Erfahrungen, zahlreiche weitere Schattierungen hinzugewinnt. Jazz ist anders. Ganz passend also, dass sie jetzt bei City Slang in Berlin gelandet sind. Mehr Zeit fürs Wesentliche und dazu noch mit Caribou, To Rococo Rot oder Yo La Tengo in bester Gesellschaft

Auch die visuelle Komponente spielt eine gewichtige Rolle bei den Münchnern. So gelingt es den Musikern ihre Stücke, so minimalistisch wie ungewöhnlich, nicht nur zu untermalen, sondern damit auch weitere Türen zu öffnen. Zu „Plex“ gibt es bereits zwei Videos, die die beiden Stücke „Grenadier“ und „Cuentro“ aus ihrer Komfortzone herausheben und in ein vermeintlich fremdes Habitat werfen. Zusammen mit den Videos wird erst so richtig klar, wie universell anders sich Fazer ausdrücken. Wie sehr es in den Köpfen brodelt. Wie kontrolliert die einzelnen Teile trotzdem ineinandergreifen. Jazz, Weltmusik, Kraut und Pop verschmelzen zu einem Fazerverse, mit dem die Band auf ihre ganz eigene Weise einen Gegenentwurf zu Kantes unkontrollierbarer Kreativitätsexplosion vorlegen. „Plex“ ist genau die Summe ihrer einzelnen Teile. Mehr wäre weniger.

06.05.2022 Berlin – Prince Charles (XJAZZ)
17.05.2022 Mannheim – Alte Feuerwache
18.05.2022 Erlangen – E-Werk
19.05.2022 (AT) Wien – Rhiz
20.05.2022 Landsberg – Stadttheater
21.05.2022 Oberhausen – Gdanska
22.05.2022 Freiburg – Jazzhaus
25.05.2022 Hamburg – Knust
26.05.2022 Halle – Pierre Grasse
27.05.2022 Dresden – Tonne
28.05.2022 Frankfurt – Jazz Montez
29.05.2022 Allstedt – tba

VÖ: 14. Januar 2022 via City Slang