Text: David Maneke, 01. Oktober 2019

Vor zwei Wochen haben wir Fir Cone Childrens „Im Free (Taking Over)“ vorgestellt. Das dadurch angekündigte Album, betitelt „Fog Surrounds Us“, wurde letzten Freitag veröffentlicht. Und es ist genau so lebendig, wie der Vorbote es schon versprochen hat.

Das ganze Projekt Fir Cone Children ist thematisch als musikalisches Dokumentationsprojekt von Kindheit angelegt, vielleicht so eine Art Boyhood in Musikform. „Fog Surrounds Us“ ist das fünfte Album; seit 2015 ist jedes Jahr ein neues erschienen – die Chronisierung läuft also bislang ziemlich diszipliniert. Als musikalische Sprache dafür hat Mastermind Alex Donat eine detailverliebte Twee/Dreampop-Version gefunden, die nur gewissen Außengrenzen verpflichtet ist, sich aber im Raum dazwischen frei und ungeordnet bewegt. Donat spielt mit allem was er hat, mit Klangfarben, Instrumenten (Double Base!), Rhythmus, mit Effekten, Hall und was er gerade zum Spielen findet. Manchmal wird es zu laut, manchmal zu schnell, und manchmal, selten, verliert Donat die Ordnung. Aber genau so muss es ja sein: Fir Cone Children porträtiert Kinder. Und welches Kind ist nicht manchmal zu laut, zu unordentlich, nicht einfach hektisch? So entpuppt sich die Musik von Fir Cone Children im Grunde als hochempathisch, den Kids gegenüber. Diese Empathie findet sich dann natürlich auch in den Texten wieder, die sich um die geistigen Probleme junger Kinder drehen.

Dieser Umstand führt dazu, dass „Fog Surrounds Us“ ein ebenso dichtes wie abwechslungsreiches Album ist. Elf Songs haben den Weg aufs Album gefunden und warten im Grunde nur darauf, entdeckt zu werden. Jeder Song ist ein Unikat, dazu ist das ganze Album auch viel zu abwechslungsreich. Um alles irgendwie zu erfassen braucht es eine Weile; allein der Opener „Green Fox“ bietet so viel, dass man sich auch im fünften Durchgang noch überraschen lassen kann. Und wenn ich ganz ehrlich bin, wäre es mir lieber, wenn Donat Song für Song nacheinander veröffentlichen würde, weil mir dann die Möglichkeit gegeben wäre, Song für Song einzeln zu besprechen, denn die kaleidoskopische Fülle des Albums in einer Rezension zu erfassen, ist wenn nicht unmöglich, dann doch mindestens nicht praktikabel.

Am Ende bleibt dem Rezensenten das Urteil, das ist ein Trost. „Fog Surrounds Us“ ist ein wundervolles Album, dem man das Herzblut anhört, das Donat in hochfrequenzieller Regelmäßigkeit in seine Werke steckt. Wer irgendwo in sich einen Platz für freigiebig interpretierten analog Dreampop mit etwas angehobenem Tempo findet, der wird die nächste Zeit was für die Ohren finden.

VÖ: 27. September 2019 via Blackjack Illuminist Records