Text: Säm Wagner, 22. April 2022

2017 fing es an, als Fontaines D.C. mit rumpeligem Indie-Pubrock auf sich aufmerksam machten. Mit den ersten Singles („Hurricane Laughter“, „Boys In The Better Land“, „Chequeless Reckless“, „Liberty Bell“, „Too Real“) hauten sie Pflöcke in die Indie-Musiklandschaft. Kommt hier das ganz große School-of-2005-Revival? Ähnlich wie The Libertines, The Strokes, Art Brut und Co. waren hier ein paar junge, sympathisch schlaksige Herren außer Kontrolle. „Dogrel“, das Debütalbum, das schließlich 2019 erschien, erfüllte alle Erwartungen. Hier nahm eine kleine Band aus Dublin/Irland die Welt auseinander. Die (noch) kleinen Live Clubs wurden zerlegt. Bevor die Corona-Pandemie kam.

Doch die kam. Sänger Brian Chatten und seine Band zogen sich zurück und arbeiteten eben weiter an neuer Musik, während sie das Bandgefüge kitteten. Die großen Bühnen, die längst bereit standen, mussten warten. Doch trotzdem gab es Erwartungsdruck. Die Tour wurde verschoben. Und wieder verschoben. Jetzt, es ist Frühjahr 2022, geht man wieder auf Konzerte. Und wer sich auf die Songs des Debütalbums freut, wird sich darauf einstellen müssen, dass inzwischen drei Fontaines-D.C.-Platten zu Buche stehen. Drei fabelhafte Platten. Die Ruhe tat der Band gut. Man konzentrierte sich auf das Songwriting. Und man wuchs über sich hinaus. „A Hero’s Death“, Album Nummer zwei, war schon deutlich komplexer. Aber nicht minder schmissig als sein Vorgänger.

Nun, mit „Skinta Fia“ (gälisch für „verdammter Hirsch“), steht Album Nummer drei im Plattenschrank. Fontaines D.C. sind darauf deutlich zurückgenommener, viel nachdenklicher und vor allem düsterer als zuvor. Statt wütender Songs über das triste Leben im verregneten Dublin (Album Nummer eins), statt erwachsen gewordener und lange nicht mehr so unbedarfter Lyrik wie bei Album Nummer zwei, widmen sich Fontaines D.C. nun weniger sich selbst. Viel mehr tauchen sie in die irische Geschichte ein. Sie erkunden ihre Herkunft, ihre Künstler. „Jackie Down The Line“, die erste Singleauskopplung darf ein bisschen nach Folklore klingen, drüben bei „The Couple Across The Way“ wird auf dem Akkordeon gespielt. Das war es dann aber auch schon mit dem musikalischen Ausflug in die Geschichte Irlands. Der Rest bleibt Indierock und Postpunk. Inhaltlich setzt sich Brian Chatten aber sehr wohl mit der irischen Geschichte und ihren Besonderheiten auseinander.

„Skinta Fia“ ist das ausgefeilteste Album von Fontaines D.C. bisher. Es ist ruhiger geworden, aber die Hits schreiben Brian Chatten und Co. auch weiterhin. Und in dem Rhythmus landen sie auch weiterhin jährlich zuverlässig in den „Album-des-Jahres-Listen“. Aber jetzt geht es erst einmal auf die Bühnen!

10.06.2022 (CH) Neuchâtel – Festi’neuch
12.06.2022 Berlin – Tempelhof Feld
17.06.2022 Scheessel – Hurricane Festival
18.06.2022 Neuhausen Ob Eck – Southside Festival
17.07.2022 Köln – Live Music Hall
18.07.2022 München – Neue Theaterfabrik
20.07.2022 Berlin – Astra Kulturhaus
21.07.2022 Hamburg – Gruenspan
24.07.2022 Wiesbaden – Schlachthof

VÖ: 22. April 2022 via Partisan Records