Text: Jan-Frederic Goltz, 02. Mai 2017

Finster die Glocken klingen. Mathew Barnes, Produzent aus Meresyside feuert mit seinem zweiten Album eine wahre Klangexplosion ab. Da paaren sich düster gebrochene Beats mit verschrobenen Ride Becken mit melancholischen Jazz-Saxophon-Elementen („Exalter“) oder aus der ferne verrauschte Soundscapes mit zart besaiteten Streichern, in nimmer enden wollenden Klangspiralen („Border Margin Barrier“). Der Aufbau der Stücke und das Spektrum der Klangebenen ist stets geschickt und dramaturgisch durchaus raffiniert. Übertrieben gesprochen ist es ein wenig wie im Leben — unverhofft kommt oft. Ein Break mit einem unerwartetes Vocal-Sample hier („Panic“), eine überraschende Synth-Hook da („War It“). Doch gerade diese Brüchigkeit der Tracks macht „Compassion“ besonders und auf eine Art fragil. Was beim ersten Hörgang noch irritieren mag, fügt sich spätestens beim zweiten Hören zu einem konsequenten und nicht mehr wegzudenkenden Stilelementen zusammen.

Als wären die Stücke nicht schon komplex genug: Auf der Meta-Ebene soll es laut Barnes um unsere zunehmend aggressiv und gefährlich gewordene Welt gehen. Wie wunderbar, dass an der durchweg melancholischen Grundstimmung des Albums hier und dort ein Lichtlein durch den von dunklem Rauch verhangenen Himmel blinzelt („Raw Language“). Es ist wie so oft ein schmaler Grad, wenn es um das Schöne im Traurigen geht, doch diesen Moment schafft der Engländer auf eine angenehm unprätentiöse Art und Weise.

P.S.: Der Hit der Platte wird mit hoher Wahrscheinlichkeit „Arms Out“ werden – wetten?

26/09/2017 Berlin – Berghain
27/09/2017 Leipzig – UT Connewitz
12/10/2017 Hamburg – Uebel&Gefährlich

VÖ: 05. Mai 2017 via Ninja Tune