Text: Oliver Schröder, 19. August 2022

Kopfsprung in die Komfortzone: Jay DiBartolo bietet auf seinem Solodebüt alles, was guttut. Die bittersüßen Indiepopsongs lenken von der alltäglichen Tristesse da ab und sind dennoch durchgehend alltagstauglich. Am besten, man hört sich das Album auf Tape an und nabelt sich komplett von der digitalen Außenwelt ab. Dann ist man mit einem Mal zurück im Jahr 1992. Oder man lässt sie nebenbei im Radio laufen.

Wem übrigens der Projektname bekannt vorkommt, findet unerwartet Antwort in seinem Textprogramm: Franklin Gothic ist eine Schriftart, die uns im Alltag immer wieder in der Werbung und in Überschriften begegnet: klar lesbar, unaufdringlich, mit unverwechselbaren Merkmalen. Womit wir wieder bei „Into the Light“ wären. Die zwölf Stücke bewegen sich dauerhaft auf der Mittelspur und tun nur weh, wenn man dazu vorab sein Einverständnis gegeben hat. Die langsame Melodramatik von „One & Only“ wird sicher noch in der ein oder anderen Serie zu hören sein, der perfekt arrangierte Sweetheart-Pop von „Mr. Hangman“ auch.

Franklin Gothics Zugänglichkeit ist Stärke und Schwäche zugleich. Ein Dilemma, das DiBartolo mit den frühen Cardigans teilt. Deren Popappeal schwebte ebenfalls zwischen den Polen zwischen Leichtigkeit und Seichtigkeit. Auch „Into the Light“ neigt sich mal auf die eine, mal auf die andere Seite, kippt aber niemals um. Die Schriftart Franklin Gothic wird übrigens für den Titelschriftzug der „Rocky“- und die Untertitel der „Star Wars“-Filme verwendet. Ob diese Filmreihen leicht oder seicht sind, diskutieren wir aber lieber an anderer Stelle.

VÖ: 19. August 2022 via Very Jazzed / Pleasure Tapes