Aydo Abay ist tot, lange lebe Aydo Abay! Seit Jahren schon wird er für verloren erklärt, der deutsche Indie-Rock alter Schule. Indie-Rock wie ihn Aydo Abay, die Geschwister Kurt und Carlos Ebelhäuser und Mario Matthias Anfang der Jahrtausendwende derart zelebriert haben, dass die Rufe nach einer Reunion der Legende Blackmail nicht abreißen. Mit seinem neuen Projekt Freindz zeigt sich der umtriebige Koblenzer jedoch so lebendig wie eh und je und veröffentlicht mit „High Times In Babylon“ eine Platte, die gleichwohl retro aber auch zeitgemäß klingt.
Aydo Abay, das nicht totzukriegende Wunderkind des Indie Rocks Made in Germany bleibt sich treu. Wer Blackmail verehrt hat und nur ein Quäntchen Sympathie für seine Projekte wie ABAY oder Corrosion Conformity übrig hat, wird mit der neuen Formation Freindz, bei der auch Matthias Sänger (Albert Luxus) und Beatsteaks-Schlagzeuger Thomas Götz mitwirken seine wahre Freude haben. Auf eine kuriose und leider weiterhin, pandemie-bedingte direkte Art, feierte das Trio erst kürzlich eine digitale Vernissage zu ihrem Debüt „High Times In Babylon“. Da wurden Videos gedreht, die Zusammenarbeit erklärt und auch viel herrlicher Quatsch gemacht. Doch was seit dem 28. Juli nun über IME Records digital, auf CD und schickem Vinyl vor sich hindreht, ist nicht weniger als das, was sich Abay-Fans nur wünschen können.
Auf zehn Tracks präsentiert sich der einstige Blackmail-Frontmann von all seinen Schokoladenseiten. Und die sind durchaus divers. Zwar erfinden Freindz das Indie-Rad nicht neu, doch auf „High Times In Babylon“ vermischt sich das Trio auf höchst hörbare und angenehme Art und Weise. Die Vorab-Single „Prepper Spray“ braucht sich beispielsweise vor alten Blackmail-Hymnen wie „Same Sane“ nicht zu verstecken. Aber auch die übrigen Songs wissen mit viel Vorwärtsgang und einzelnen Synthie-Kniffen zu überzeugen.
Mit „High Times In Babylon“ liefern Aydo Abay, Matthias Sänger und Thomas Götz einen Zwischenruf in die sonst auch eher stagnierende deutsche Szene ab, der alte Gemüter genauso versöhnt wie Nostalgie-affine Youngsters. Songs, deren Präsenz man sich im heutigen Radio nur wünschen kann. Auf den Punkt, herrlich blackmailig und vor allem aber eins: Aydo Abay, wie wir ihn lieben.