Text: Stefan Killer, 20. Mai 2022

Wer meint, es gäbe dieser Tage nichts, das unsicherer ist als Spritpreise und Regalfüllstande bei Aldi, hat die Rechnung nicht mit !GeRald! gemacht. Das französisch-britische Experimental-Projekt hat vor Kurzem „The Lost Tapes“ veröffentlicht. Auf dem Debütalbum gleicht kaum ein Takt dem anderen, nur so viel ist sicher.

Nicht einmal zur grundsätzlichen Instrumentation lässt sich eindeutig etwas sagen – außer, dass sie vielseitig ist. Da jagt das Heavy-Riff den Triller des Klaviers, ehe dieses kurz darauf über ein Cembalo zum Synthi mutiert. Auch der Hang zu „The Wall“-esquer Atmosphäre, zum Beispiel in Form von Effekten, Spoken Word und Geräuschen, findet seinen Platz. Postrock ist ein Wort, das auf der Zunge liegt, am Ende aber doch nicht den Mund verlässt.

Zielscheibe Nervensystem

Alles in allem ist „The Lost Tapes“ so etwas wie eine angejazzte Anarcho-Transformation des Klangalmanachs, der Prog- und Avantgarde-Gruppen zwischen den Siebzigern und Neunzigern zur Blüte verhalf. Dann und wann meinen geneigte Hörende Zitate daraus zu hören, doch ein paar Sekunden später werden sie eines Besseren belehrt.

!GeRald! zielt mit „The Lost Tapes“ nach eigenen Angaben auf nichts Geringeres als das Nervensystem der Hörenden – und trifft. Fans der genannten Genres erwarten sieben kitzelnde Tracks, der Rest lässt besser die Finger davon. Und wer endgültige Gewissheit sucht, sollte schnell sein, denn: Das Spektakel ist derzeit live in deutschen Klubs zu erleben.

21.05.2022 Rosenheim – Asta
22.05.2022 München – Pasinger Fabrik
26.05.2022 Nürnberg – mono-Ton
27.05.2022 Regensburg – W1
29.05.2022 Würzburg – Immerhin
01.06.2022 Leipzig – Horns Erben
02.06.2022 Hamburg – MS Stubnitz
03.06.2022 Bremen – Tor 9
04.06.2022 Hannover – Die Rampe
05.06.2022 Marburg – Trauma im G-Werk

VÖ: 18. Mai 2022 via !GeRald!