Mysteriöser Ziegenmann gesichtet! Und zwar nicht irgendwo, sondern im abgeschiedenen 500-Seelen-Kaff Korpilombolo, das angeblich auf eine lange Voodoo-Vergangenheit zurückblickt. Dort, in Korpilombolo, ist auch das siebenköpfige Band-Kollektiv Goat zuhause, hüllt sich in Masken und wallende Gewänder und verzaubert die Tanzflächen dieser Welt mit seinem hypnotischen Mix aus Psych-Rock, Funk und Prog. Eine Schlüsselfigur dieser sagenumwobenen Formation ist Goatman, der mit „Rhythms” jetzt seine erste Soloplatte veröffentlicht hat. Aufgenommen in Korpilombolo, selbstverständlich.
Ob bei der Albumproduktion schwarze Magie im Spiel war, ist offiziell nicht bekannt. Wundern würde es einen aber nicht bei diesem irren Fiebertraum von World Music, den Goatman hier in sechs Songs zum Leben erweckt. In einem Parallel-Universum, in dem Goatman für „Rhythms” nach Inspirationen gesucht haben muss, tanzen Can und Faust ums Lagerfeuer, während Fela Kuti daneben seinen Talisman poliert und Spacemen 3 Marshmallows grillt. Bei der darauffolgenden, hemmungslosen Session wirbeln Tribal-Beats, Krautrock, Jazz, Gospel und Reggae in einem tosenden Strudel wild durcheinander. Kein Platz für Räucherstäbchen-Romantik, einer für alle und alle für den Dancefloor.
Auf „Rhythms” gelingt Goatman das seltene Kunststück, das Beste aus westlichen, afrikanischen und orientalischen Musiktraditionen zu vereinen, ohne sich den Vorwurf schamloser Aneignung gefallen lassen zu müssen. Der unwiderstehliche Groove dieser durchgeknallten Melange fräst sich nicht nur durch die Hirnwindungen, sondern gibt Gospelchören und Jazzbläsern genauso viel Raum wie spacigen Drones. Der Ziegenmann zeigt, dass World Music so viel mehr sein kann als ein Marketing-Kampfbegriff für Frühstücksradio-Gedudel à la Manu Chao. From Korpilombolo with love!