Text: Oliver Schröder, 05. April 2017

Wer hätte gedacht, dass das Projekt Goldfrapp 17 Jahre nach „Felt Mountain“ wieder so relevant sein würde. “We’ve never liked repeating ourselves“, sagt Alison zum aktuellen Album. Das merkte man dem Duo zwar durchgängig an, allerdings ließ „Head First“ vor ein paar Jahren befürchten, dass sie es sich in der leichten, pinkfarbenen Welt des 80s-Pop dann doch etwas zu gemütlich gemacht haben könnten. „Tales of Us“ war introvertierter, monochromer, aber im Vergleich zur alten Größe enttäuschend lebensgroß.

Die Vorabsingle „Anymore“ deutete vor einigen Monaten bereits an, dass sich Alison Goldfrapp und Will Gregory erneut in einen anderen Aggregatszustand gemorpht haben: kühle, industrielle Beats und eine Catchyness, der man sich kaum entziehen kann. Wenn man sich die Liste der beteiligten Personen anguckt, wäre es allerdings auch ein Wunder, wenn alles beim Alten geblieben wäre: John Congleton produzierte, The Haxan Cloak frickelte, Leo Abrahams feedbackte und David Wrench mixte zusammen mit Daniel Miller. Damit sorgten Kollaborateure von The xx über Caribou bis Brian Eno dafür, dass sich das Risiko eines Elektro-Fehlgriffs in Grenzen hielt.

Um fair zu bleiben, „Silver Eye“ ist dennoch durch und durch Goldfrapp. Es werden ihre alte Stärken wieder mehr in den Vordergrund gerückt. Vielleicht bedurfte es dafür einfach ein paar zusätzliche Perspektiven. Auf Albumlänge funktionieren die Songs jedenfalls auch hervorragend und sind so clubtauglich („Systemagic“) wie verträumt düster („Moon In Your Mouth“). Noch nicht ganz wieder im Cinemascope angekommen, ist die Musik der beiden aber zumindest wieder überlebensgroß.

VÖ: 31. März 2017 via Mute