Text: Stefan Killer, 16. Oktober 2019

Wer sich durch die Diskografie von Grotto hört, stellt schnell fest: Dem belgischen Heavyrock-Trio geht’s kaum um Eingängigkeit. Vielmehr hat es den progressiven wie wechselhaften Anteil ihrer langatmigen Instrumentals über die Jahre kontinuierlich erhöht. „Lantern of Gius“, das dritte Album, ist da keine Ausnahme.

Zwei Tracks haben ihren Weg darauf gefunden. Mal entführt Grotto seine Hörerschaft aus dem doomigen Riffwald in sphärische Postrock-Höhen. Ein andermal lichtet sich der fuzzige Nebel, um kurzweiligen Melodien freien Lauf zu lassen. Im Titeltrack zieht sich das über gut 17 Minuten. Doch das tut weder Spannung noch Nackentraining einen Abbruch. „The 12th Vigil“ ist nur ein paar Augenblicke kürzer und als getrenntes Stück kaum wahrnehmbar.

Und eben das könnte den einen oder die andere abschrecken. Handwerklich ist „Lantern of Gius“ solide, klanglich eine Macht. Was der Platte aber fehlt, ist die Dynamik, der Mut zur progressiven Vollendung. Etwas Polyrhythmik hier, ein wiederkehrendes Motiv – vielleicht auch über eine kurze Akustikgitarreneinlage hinaus – da, und schon sähe das Klangbild noch detailreicher aus.

„Lantern of Gius“ erscheint am 18. Oktober als 180-Gramm-Vinyl inklusive Downloadoption sowie als CD via Stickman Records. Klare Ergänzung auf dem Psych- und Heavyrock-Radar.