Text: Stefan Killer, 16. Februar 2021

In Norwegen haben Doom und Metal eine lange Tradition. Auch die dort ansässigen Heave Blood & Die waren vor nicht allzu langer Zeit noch in den Genres verankert. Doch spätestens seit des kürzlich erschienenen Albums „Post People“ hat sich die Band losgelöst – ohne ihren ursprünglichen Platz vollends aufzugeben.

Denn Doom spielt hörbar eine Rolle auf „Post People“, wenngleich eine meist nur atmosphärisch hintergründige. Tonangebend im grandiosen Opener beispielsweise, „Radio Silence“, ist eine Art sinfonischer Posthardcore, der nicht nur in Sachen Instrumentation, sondern auch musikalischer Breite weit über Genregrenzen hinausragt. Ob mit Synth, archaischem Saiteninstrument oder brutal treibendem Songwriting, in dem Stück kombiniert Heave Blood & Die fett arrangierte Single-note-Flächen mit nachdrücklichen Shouts.

An die kurze Doom-Geschichte von Heave Blood & Die erinnert am ehesten „Everything Is“. Und „True Believer“, das sich mit seinem synthgetriebenen Tiefbass in den Refrain drängt und zur Flucht ins Düstere aufruft: „You better run, you better run“. „Geometrical“ ist hingegen ein Effekt-Feuerwerk aus künstlich aufgeblasenen Chören und Spacerock-Nachwehen. So stellen sich die Menschen im hohen Norden offenbar eine utopische Zukunft vor, zumindest musikalisch.

Unbehaglich schön

Und genau das unterscheidet Heave Blood & Die von den meisten norwegischen Krachgruppen: Diese hier sinnt mit „Post People“ eher ein u- statt dystopisches Zukunftsmodell an:

Es wäre die Menschheit als Ganzes, eine, welche die moderne Gesellschaft überwindet, den Kapitalismus hinter sich lässt, ungerechtfertigte Autoritäten abschafft, das Ziel der Klimaneutralität erreicht, Gleichheit für alle schafft und den Krieg gegen Drogen beendet.

Ein dazu passend schwelendes Postrock-Ende findet sich auf „Post People“ im Titeltrack. Dieser lässt Platz für eine großartig minimale Melodie abseits bedeutungsschwangerer Vocals. So unbehaglich schön das Album „Post People“ auch sein mag, zum Schluss lässt Heave Blood & Die die Hörerinnen und Hörer zurück mit einem brachial alternativen Soundtrack zum Regenbogen-Rundkurs aus Mario Kart 64. Bitte mehr von dieser nordischen Diversität.

VÖ: 05. Februar 2021 via Fysisk Format